2016-05-17 08:20:00

Papst: „Belastet euch nicht mit einer Pastoral des Bewahrens!“


Priestertum ist kein bürokratischer Akt und spielt nicht auf Sicherheit. Die Bischofskonferenz Italiens hat sich für ihre Vollversammlung die Erneuerung des Priestertums zum Thema gegeben, und eines ihrer Mitglieder, der römische Bischof Papst Franziskus, hat zur Eröffnung der Tagung in Rom seine eigenen Gedanken dazu vorgelegt. Er begrüßte in seiner Eröffnungsansprache ausdrücklich die Themensetzung des Bischofstreffens.

Vieles habe sich in der Kultur der Kirche in der Vergangenheit geändert, seit viele von denen, die heute Priester sind, ihre ersten Schritte in ihrer Berufung getan hätten, begann der Papst seine Überlegungen. „Wir, die wir diese Zeiten eher zu missbilligen gewohnt sind, mit einem Ton der Anklage, müssen uns vor der Härte hüten,“ so der Papst. Das Leben eines Priesters werde fruchtbar oder habe - wie er formulierte - „Geschmack“, wenn es eine Alternative darstelle.

So sei ein Priester frei von Ehrgeiz und Karrierewünschen, von der Kälte des Rigorismus und der Oberflächlichkeit, die nur gut aussehen wolle. „Wenn er akzeptiert, dass er nicht über sich selber verfügt, dann hat er keine Zeit, die er verteidigen muss. Sondern er schenkt dem Herrn seine Zeit, um den Menschen begegnen zu können, um Begegnung zu werden. So wird aus unserem Priester kein Bürokrat oder anonymer Funktionär einer Institution; er ist nicht zu einem Angestelltenverhältnis geweiht, er wird nicht bewegt von Kriterien der Effizienz.“

Stattdessen sei man in dem Maße Priester, wie man sich als Teil einer ganz konkreten Gemeinschaft verstehe, in deren Dienst man stehe, fuhr der Papst fort. Der Hirte empfange seine Bestärkung aus dem Glauben des Volkes Gottes, in dem er lebt. Diese Zugehörigkeit sei das „Salz des Lebens des Priesters“.

Und wenn man über die Erneuerung des Priestertums spreche, dann dürfe eines nicht fehlen, so der Papst: „Dazu kommt auch die Frage des Umgangs mit Strukturen und mit materiellen Gütern: in einer evangeliumsgemäßen Vision müsst ihr vermeiden, euch mit einer Pastoral des Bewahrens zu belasten, welche eine Öffnung für das immer Neue des Geistes verhindert. Behaltet nur das, was für die Erfahrung des Glaubens und der Nächstenliebe des Volkes Gottes nötig ist.“

Abschließend betonte der Papst noch einmal, wie wichtig es sei, Priestertum ganz konkret zu leben, bis zum Schluss, auch in seinen Begrenzungen und Schwächen. „Wie viel Traurigkeit gibt es bei denen, die immer bei der Hälfte stehen bleiben! Sie berechnen, wägen ab, riskieren aber nichts, weil sie Angst haben, sich zu verlieren … Das sind die Unglücklichsten!“ Das sei schwer, wenn etwa jemand merke, dass er für seine Hingabe nicht anerkannt werde. Aber es gehe nicht anders, so Franziskus. Der Blick auf Jesus habe seine eigene Freude und biete einen Horizont, der alles andere in Perspektive setze, „der Sorge und Ängstlichkeit schwächer werden lässt, der frei von den Illusionen und von Pessimismus macht, und der im Herzen Frieden bewahrt.“

Nach der Ansprache hielt der Papst sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch zu informellen Gesprächen mit den Bischöfen in der Synodenaula auf. Dort wird die Vollversammlung der Conferenza Episcopale Italiana (CEI) bis Donnerstag tagen. Die CEI ist nach Brasilien und den USA die drittgrößte Bischofskonferenz der Welt.

(rv 17.05.2016 ord)








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