2016-05-14 09:54:00

Generalaudienz: Erbarmen ist kein frommes Gefühl


Pom-Pom Alarm auf dem Petersplatz: Dutzende von Musikgruppen, begleitet von tanzenden Mädchen mit den typischen Woll-Knäueln in den Händen, trotzten dem Regen in Rom und machten aus der Generalaudienz einen musikalischeren Event, als es sonst der Fall ist. Zu Besuch beim Papst war der italienische Verband der volkstümlichen Traditionen, und das geht nicht ohne Pauke und Trompete ab.

Inhaltlich ging der Papst in seiner Katechese bei der Audienz weiter die vielen verschiedenen Aspekte der Barmherzigkeit durch, diesmal sprach er von der Pietà, was sowohl sich erbarmen als auch fromme Hingabe bedeutet. In der griechisch-lateinischen Welt sei damit eine Unterordnung verbunden gewesen, vor allem die Verehrung der Götter, dann aber auch die Achtung der Kinder ihren Eltern gegenüber. „Heute dagegen müssen wir aufpassen, dass wir diese Pietà nicht mit einem Pietismus verwechseln, der weit verbreitet ist und vor allem eine oberflächliche Emotion ist und die Würde des Nächsten antastet,“ so der Papst.

Er wolle von einer Pietà sprechen, die die Offenbarung der Barmherzigkeit Gottes sei. Sie sei da zu finden, wo man – wie der Katechismus es ausdrücke - dem Antrieb des Heiligen Geistes folge. „Oft berichten die Evangelien vom spontanen Aufschrei eines Kranken, Besessenen oder Armen, der sich an Jesus wendet: „Hab’ Pietà, hab Erbarmen mit mir!“ Auf alle reagiert Jesus mit seinem barmherzigen Blick und dem Trost seiner Anwesenheit.“ In diesen Bitten um Hilfe oder Erbarmen würden alle diese Menschen auch ihren Glauben an Jesus bezeugen, indem sie ihn ‚Meister’, ‚Sohn Davids’ oder ‚Herr’ nennen würden. „Sie haben intuitiv erfasst, dass in Ihm etwas Außergewöhnliches ist, das ihnen helfen könnte, aus der traurigen Situation heraus zu kommen, in der sie selber sich befanden,“ legte der Papst die verschiedenen Schriftstellen aus, etwa Markus 10:47-48, Matthäus 15:22 oder 17:15.

„Sie haben erkannt, dass sie in Ihm Gottes Liebe selbst erkennen.“ Jesus reagiere immer darauf, auch in der sich drängenden Masse von Menschen um ihn herum ließ er sich nicht abhalten und erbarmte sich, vor allem Kranken gegenüber. „Und er rief sie auf, Vertrauen in Ihn und sein Wort zu haben. Für Jesus bedeutete ‚Erbarmen haben’, die Trauer der Menschen, die er traf, zu teilen, aber gleichzeitig auch selber dafür zu sorgen, dass sie sich in Freude wandelte“.

Das gelte auch für die Christen heute, übersetzte der Papst diese Jesusgeschichten in das Glaubensleben. Berufen dazu, Erbarmen zu haben, müsse man die Gleichgültigkeit abwerfen, die einen daran hindere, die Nöte der Schwestern und Brüder zu erkennen, und müsse sich befreien von der „Sklaverei des materiellen Wohlergehens“ (1 Tim 6:3-8).

(rv 14.05.2016 ord)








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