2016-05-14 10:56:00

Die Geburtskirche in Betlehem und das Geld von Mahmut Abbas


Wer in Betlehem in der Geburtskirche etwas restaurieren will, kann nicht einfach ein Gerüst aufbauen und loslegen. Erstmal muss er mit den drei christlichen Gemeinschaften verhandeln, die die konstantinische Basilika über dem Geburtsort Jesu eifersüchtig hüten: Griechisch-Orthodoxe, Armenier, Katholiken. Wenn er den drei (oft genug zerstrittenen) Konfessionen ein Okay abgerungen hat, kann er die Arbeiten dann immerhin als „ökumenische“ Aktion feiern.

Seit 2013 restauriert eine italienische Firma die mittelalterlichen Mosaiken der Kirche, sie hat sogar Geld von der Palästinensischen Autonomiebehörde aufgetrieben, die eigentlich notorisch klamm ist. Das alles macht die Restaurierung schon zu einem Erfolg, bevor sie abgeschlossen ist.

„Die Basilika von Betlehem ist von der Unesco – zu Recht, wie ich finde – ins Weltkulturerbe der Menschheit aufgenommen worden“, sagt uns der Franziskanerbruder Eugenio Alliata, Leiter des Terra Sancta Museum aus Jerusalem. „Ich sage das gleich vorweg, damit Sie begreifen, dass das hier nicht nur eine religiöse Angelegenheit ist... Ich konnte die verschiedenen Stadien der Restaurierung der berühmten Mosaiken bisher ganz gut beobachten. Die haben ganz oben angefangen, da wo Engel abgebildet sind, die herabkommen zur Grotte, um das Kind anzubeten. Dann haben sie sich weiter unten an die Darstellungen der großen Ökumenischen Konzilien gemacht. Und jetzt sind sie am Türsturz, wo eine Reihe von Medaillons die Vorfahren Christi nach dem Stammbaum des Matthäusevangeliums aufführt bis hin zu Josef, dem Mann Mariens. Wir wissen, dass auf der anderen Seite mal der Stammbaum nach Lukas abgebildet war. Aber viele Mosaiken sind im Lauf der Zeit zerstört worden, was bleibt, ist nur ein kleiner Überrest. Ursprünglich müssen sie mal 2.000 Quadratmeter ausgemacht haben, jetzt sind es weniger als 200.“

Und diese 200 Quadratmeter waren bis vor ein paar Jahren kaum zu erkennen: Kerzenrauch und ständiger Einsatz von Weihrauch, ohne den eine orthodoxe Liturgie kaum auskommt, hatten die Mosaiken eingeschwärzt. Jetzt kommt ein wahrer Schatz wieder zum Vorschein: „Die Technik, in der die Mosaiken ausgeführt sind, ist sehr professionell – von höchster Qualität, wenn man sie mit anderen aus derselben Zeit vergleicht. Man hat bei der Restaurierung viel Neues über diese Techniken gelernt. Aber natürlich sind auch ein paar neue Buchstaben oder Inschriften aufgetaucht. Auf Latein, der Sprache der Beherrscher Jerusalems zu dieser Zeit, also der Kreuzfahrer; und auf Griechisch, der Sprache des größten römischen Reiches, das damals existierte, ich spreche vom Römischen Reich des Ostens. Und auf Syrisch, weil das vermutlich die Sprache der Mosaikmeister war.“

Natürlich haben wir Bruder Eugenio auch auf den bejubelten ökumenischen Charakter der Restaurierungsarbeiten angesprochen. Er kennt die Streitereien zwischen den christlichen Kirchen an den Heiligen Stätten sehr genau, natürlich auch aus Jerusalem, wo übrigens gerade das Heilige Grab Jesu in der Grabes- und Auferstehungskirche ebenfalls restauriert wird.

„Leider ist die legale Situation, was den Status quo der Basilika von Betlehem betrifft, noch komplizierter als im Fall der Grabeskirche; dort ist alles mehr oder weniger festgelegt. Hier in Betlehem beruht alles im Wesentlichen auf ein paar persönlichen Absprachen; man konnte gar keinen richtigen Vertrag abschließen, weil die Ansprüche der verschiedenen Partner gar nicht wirklich klar sind. Jede christliche Gemeinschaft hätte also einfach sagen können: Nein, wir machen gar nichts. Aber man ist immerhin zu diesen Absprachen gekommen, um überhaupt mal anfangen zu können. De facto war es die palästinensische Regierung, die die Initiative ergriffen hat... sicher mit Hilfe einiger Personen und Institutionen aus der ganzen Welt.“

Hört sich alles richtig kompliziert an. Aber einfach lagen die Dinge noch nie in dieser Region der Welt. Allerdings kann man sich fragen, warum die Autonomiebehörde sich überhaupt so um die Geburtskirche kümmert. Liegt das etwa daran, dass Mahmut Abbas wieder mehr Touristen in die Autonomiegebiete locken will? „Natürlich! Die Pilger, die ins Heilige Land kommen, werden eine weitere Schönheit entdecken, eine, die zum Herzen, zum Geist der Besucher spricht. Das ist etwas sehr Wichtiges für jeden, der künftig das Heilige Land besucht.“

Die Geburtskirche von Betlehem stammt aus dem vierten Jahrhundert; sie erhebt sich über der traditionellen Geburtsstätte Jesu Christi, einer Felsgrotte.

 

(rv 14.05.2016 sk)








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