2016-05-13 09:06:00

Stichwort: Diakon(in?)


Kein Geringerer als der Papst wünscht eine vertiefende Untersuchung über das Diakonat der Frau; eine Kommission soll sich mit der Frage beschäftigen, was genau in der frühen Kirche, auf die ja die Ämter und Sakramente zurück gehen, damit gemeint war. Was genau ist aber ein Diakon – oder eben eine Diakonin? Eine kleine Recherche.

Sie dürfen taufen, sie dürfen predigen – aber die Messe feiern oder in der Beichte die Lossprechung geben dürfen sie nicht. Diakone (wir reden hier ausschließlich von Männern) stehen auf der ersten von drei Weihestufen in der Kirche; die Priester- und die Bischofsweihe sind die beiden nächsthöheren. Seit 1968 gibt es außerdem den sogenannten „Ständigen Diakon“: Er darf verheiratet sein und einen zivilen Beruf ausüben.

„Diakonos“ bedeutet wörtlich „Diener“; in den Briefen des Neuen Testaments, etwa Röm 16,1, zielt das Wort auf den Träger oder auch die Trägerin eines „Amtes“ in der Gemeinde. Der theologische Grundgedanke bestand darin, dass Jesu Leben und Sterben für uns ein Dienst war, dass das Dienen darum die entscheidende Haltung des Christen und dessen, der sich in der Kirche engagierte, sein sollte. Ein Gedanke, den Papst Franziskus immer wieder betont. Die Apostelgeschichte schildert, wie die Apostel der Urgemeinde mehrere Männer zum „Dienst an den Tischen“ bestellen, darunter den hl. Stephanus; auffällig ist hier aber, dass Lukas (der der Autor der Apostelgeschichte war) genau hier den Begriff Diakon vermeidet.

Von einer Lehrtätigkeit des Diakons steht im Neuen Testament nichts; die Theologen denken daher, dass Diakone Aufgaben in der Liturgie, Verwaltung und Caritas ausübten, und zwar nach dem Durchlaufen einer Eignungsprüfung und eventuell einer offiziellen Einsetzung in ihr Amt. Dass auch Frauen das Diakonenamt innehatten, ist schon für die ganz frühe Kirche durch Röm 16,1-2 belegt: „Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä: Nehmt sie im Namen des Herrn auf... sie selbst hat vielen, darunter auch mir, geholfen.“ Das griechische Wort für Dienerin lautet Diakonin. Im weiteren Kontext wird klar, dass Phöbe wohl auch missionarisch gewirkt hat; ansonsten bleibt das erste Berufsbild des/der Diakon/in schemenhaft.

Helfer in Liturgie, Verwaltung, Caritas

In der römischen Kirche der ersten Jahrhunderte treffen wir Diakone als Gehilfen der Bischöfe und in der Armen- und Krankenpflege. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt in der römischen Kirche an Bedeutung; es wurde zu einer Durchgangsstufe für die Priesterweihe. Erst das Zweite Vatikanische Konzil stellte den Diakonat als ständig ausgeübte Amtsstufe des sakramentalen „Ordo“ wieder her. Aber anders als Priester und Bischöfe haben Diakone keine Funktion, die ausschließlich ihnen vorbehalten wäre, so dass man von da aus eine Art Wesensbestimmung herleiten könnte.

Auch Frauen waren in der frühen Kirche als Diakoninnen in speziellen Diensten der Gemeinde tätig, beispielsweise in der Glaubensunterweisung, der Armenfürsorge und der Arbeit mit Frauen. Sie hatten aber nach Ansicht vieler Kirchenhistoriker keine Funktion am Altar; manche glauben, dass sich ihr Stand kaum dem Amt des männlichen Diakons vergleichen ließ. Das „Lexikon für Theologie und Kirche“ kommt darum zu dem Schluß, dass „mit dem Versuch, heute ein Amt der Diakonin zu schaffen, eine neue Praxis begründet (würde), die an keine einheitliche, kontinuierliche Tradition anknüpfen kann“.

In der lateinischen Westkirche sind Diakoninnen vom 6. bis ins 13. Jahrhundert bezeugt. In der Ostkirche lebte die Tradition der Diakoninnen weiter; auch hier allerdings gibt es vielfältige Unterschiede zwischen dem männlichen und dem weiblichen Diakonenamt.

Es reicht ein Blick in die Geschichtsbücher, um zu erkennen, dass das Diakonenamt eine recht verwickelte Geschichte hat. Bis heute hapert es mit der genauen Entfaltung, was ein Diakon ist und darf. Die Debatte tobt: „Es ist dringlich, bezüglich der sakramentalen Wesensgestalt des Diakonats eine gesamtkirchliche Entscheidung zu treffen“, mahnt das oben zitierte Lexikon.

In diese Gemengelage gerät nun das Nachdenken über ein Diakonat der Frau. Einen entsprechenden Vorstoß lehnten die Väter des letzten Konzils ab, weil sie befürchteten, dass das eine Vorentscheidung über andere kirchliche Ämter für Frauen bedeuten könnte. Im deutschen Sprachraum wird schon seit Jahrzehnten intensiv über eine mögliche Öffnung des Diakonats für Frauen diskutiert; dabei ist immer klarer geworden, dass es eine Voraussetzung für diese Öffnung sein müsste, die seit dem Mittelalter dreigliedrige Einheit des kirchlichen Amtes (also Diakon-Priester-Bischof) irgendwie zu entflechten.

Auch die Internationale Theologische Kommission, die der Glaubenskongregation zugeordnet ist, hat sich bei einem Treffen 2002 im Vatikan intensiv mit dem Thema Diakonat beschäftigt. Hier finden Sie mehr Informationen dazu.

(rv/lthk/kna 13.05.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.