2016-05-07 11:18:00

D: Lehmann enttäuscht von Echo auf Papstschreiben


Der scheidende Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, ist „enttäuscht und besorgt“ angesichts der bisherigen Resonanz auf das Papst-Schreiben „Amoris laetitia“ über Ehe, Familie und katholische Sexualmoral. „Wenn ich auf das öffentliche Echo schaue, stelle ich ein ganz schnelles Abflauen des Interesses fest“, sagte Lehmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Umso mehr müssten sich jetzt die Theologen an den Universitäten und die Fachpublikationen des Textes annehmen. „Sonst bleibt er ein Schlag ins Wasser.“ Bislang enttäusche und besorge ihn die Zurückhaltung der Theologen. „Dass der Papst selbst behauptet, ihm gehe es mehr um die Pastoral als um Dogmatik, dispensiert die Theologie nicht vom Weiterdenken“, so Kardinal Lehmann wörtlich.

In diesem Zusammenhang widersprach Lehmann auch dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, bei dessen Einschätzung, Franziskus sei Seelsorger, kein Theologe. „Diesen Gegensatz, das kann man gerade beim Papst nicht machen“, so Lehmann wörtlich. „Jede verantwortungsvolle Seelsorge muss theologisch legitimiert sein. Gerade die Äußerungen des Papstes fußen auf einem Fundament theologischer Prinzipien. Nur dass er damit nicht ständig hausieren geht.“ Franziskus gehe mit der Berufung auf das Lehramt „behutsam, aber durchaus selbstbewusst um“.

Für die Zeit des Ruhestands, so Lehmann weiter, reize es ihn, die 40-jährige Debatte über die wiederverheirateten Geschiedenen aufzuarbeiten - mit all den Details, die keiner kenne und keiner kennen könne. Vieles sei damals nur mündlich erörtert worden. „Selbst in Rom sagten mir maßgebliche Leute schon in den 1970er Jahren: 'Wir wissen doch, dass sich in unserer Praxis etwas ändern muss. Und es soll doch keiner sagen, dass wir nichts ändern könnten. Wir müssen es nur wollen'.“

(Stadtanzeiger online 07.05.2016 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.