2016-04-30 18:00:00

Schweiz: Rom-Wallfahrt für die Sache der Frau in der Kirche


Männer sollen in Zukunft nicht mehr ohne Frauen über die Aufgabe und Rolle der Frauen in der katholischen Kirche befinden. Dieses Anliegen trägt eine Pilgergruppe aus der Schweiz nun nach Rom. „Kirche mit* den Frauen“ heißt das Projekt, und losgepilgert wird an diesem Montag, den 2. Mai, in St. Gallen nach einer Messe und Segnung durch den Bischof. In Rom will man nach zwei Monaten am 2. Juli eintreffen. Wir sprachen mit der Ideengeberin von „Kirche mit* den Frauen“, der Theologin und Pastoralassistentin Hildegard Aepli aus dem Bistum St. Gallen.

„Das große Anliegen, das wir seit zweieinhalb Jahren in einer Kerngruppe vertreten, heißt: wir wollen ein Zeichen setzen, indem wir 1.000 Kilometer Weg unter die Füße nehmen, indem wir von St. Gallen aus nach Rom pilgern. Das Anliegen ist, dass Männer in der katholischen Kirche nicht mehr über Frauen sprechen, über deren Aufgaben und Rollen, sondern dass wir Frauen uns für den Dialog auf allen Ebenen zur Verfügung stellen. Wir glauben, dass die Kirche der Zukunft viel auch damit zu tun hat, dass Frauen anders einbezogen werden in das Nachdenken von Kirche überhaupt.“

RV: Wer wird sich Ihrer Pilgergruppe anschließen?

„Wir hoffen, dass sich mindestens 1.000 Leute auf irgendeiner Etappe unserem Pilgerweg anschließen. Man konnte sich für vier Etappen im Voraus anmelden, Etappen, wo man acht Tage unterwegs ist, eine in der Schweiz und drei in Italien; diese Etappen sind ausgebucht, 20 bis 30 Leute haben sich dafür angemeldet. Daneben kann man täglich einen Tag mit uns unterwegs sein.“

RV: Zielpunkt ihrer Pilgerreise ist Rom, Sie würden gerne mit Papst Franziskus sprechen. Was erhoffen Sie sich von einer Begegnung mit dem Papst?

„Wir haben Papst Franziskus dreimal mit Briefen über das Vorhaben informiert, und wir schreiben darin, dass unser größter Wunsch wäre, wir dürften am 2. Juli mit ihm Eucharistie feiern. Wir sind Menschen, die die Kirche lieben. Und die Eucharistiefeier, diese Quelle, das wäre der größte Wunsch, diese Feier mit ihm halten zu können. Wenn das nicht möglich sein sollte, wäre auch eine Audienz für uns eine schöne Sache. Wir möchten dem Papst die Idee des Projektes gerne persönlich überreichen.“

RV: Welchen Gebrauch soll der Papst von Ihren Vorschlägen und Anregungen machen?

„Wir haben keinen konkreten Forderungskatalog, was der Papst genau damit machen sollte. Wir wünschen uns dieses Zeichen auf allen Ebenen, auch hier in der Schweiz: dass die Kirchenträger wo immer möglich beginnen, mehr Frauen in den Dialog, in das Nachdenken für und mit der Kirche einzubeziehen.“

RV: Die Ebene der Ortskirche ist in der Tat bei einem solchen Anliegen eine ganz wichtige Größe. Bevor Sie am Montag lospilgern, gibt es eine Messe und einen Segen vom Bischof von Sankt Gallen. Von welcher Seite erfährt „Kirche mit* den Frauen“ besonders große Unterstützung?

„Von Anfang an hat unser Bischof Markus Büchel aus Sankt Gallen und ziemlich bald auch der Bischof von Basel Felix Gmür gesagt, das ist ein gutes Projekt. Bischof Büchel wird die Pilgergruppe am 2. Mai in der Kathedrale Sankt Gallen segnen, und wir erwarten bis zu 1.000 Menschen, die da mitfeiern: wir haben aus allen Schweizer Bistümern Rückmeldungen, dass Menschen sich auf den Weg machen und an diesem ersten Tag mit uns mitlaufen werden. Außerdem gibt es Ordensgemeinschaften, die uns unterstützen: die Benediktiner, die Jesuiten, die Kapuziner etwa. Abtpräses Jeremias Schröder aus Deutschland, Abtpräses Christian Haidinger aus Österreich und Abt Urban Federer aus Ensiedeln in der Schweiz werden in Rom mit uns für dieses Anliegen einstehen.“

RV: Haben Sie auch Vorbehalte gegen Ihre Anliegen angetroffen?

„Ganz am Rande. Zum Teil waren das anonyme Zuschriften, wo es hieß, die Frauen sollten besser zu Hause bleiben, arbeiten oder mehr beten. Von feministischer Seite hingegen haben wir den Einwand gespürt, wir seien zu weichgespült, zu wenig klar in unseren Forderungen. Aber damit können wir umgehen. Uns ist es ein Anliegen, den Akzent auf das Miteinander von Amtsträgern, Laien, Ordensfrauen und -Männern zu legen. Ein großes Miteinander.“

RV: In der Vergangenheit konnte man mitunter den Eindruck gewinnen, manche Katholikinnen rennen gegen verhärtete Strukturen in ihrer Kirche an, verletzen sich dabei selbst und wenden sich dann enttäuscht ab. Wie schätzen Sie die Gemütslage engagierter Katholikinnen in der Schweiz heute ein?

„Das, was Sie sagen, trifft bestimmt auf etliche zu. Mit unserem Projekt merke ich, dass es von vielen Seiten Zuspruch gibt für die Haltung des Miteinander. Viele sagen: ja, das unterstütze ich gerne. Wir sammeln keine Unterschriften für das Anliegen, wir sammeln Mitpilgerinnen und Pilger auf diesem Weg, für uns ein Zukunftsweg unserer Kirche.“

RV: Nun ist es so, dass Franziskus immer im Juli seine Ferien macht; er bleibt zu Hause, aber er empfängt niemanden, und das hat er in den letzten Jahren streng gehandhabt. Was passiert, wenn Sie nach zwei Monaten Pilgern den Papst in Rom nicht treffen?

„Einerseits ist das schade, andererseits haben wir uns in der Kerngruppe von Anfang an gefragt, was heißt es für unser Projekt, wenn wir in Rom nicht vom Papst empfangen werden. Unsere Antwort war: Wir machen uns unabhängig vom Resultat vom 2. Juli. Der Heilige Geist hat immer größeren Spielraum als wir denken.“

Wer das Anliegen mittragen möchte, kann auf einzelnen Etappen mitpilgern. Mehr dazu auf der Webseite kirche-mit.ch

(rv 01.05.2016 gs)

 








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