2016-04-30 10:44:00

Roms Trevi-Brunnen in Blutrot: Gedenken an verfolgte Christen


Es sah schön aus – und sollte an blutigen Terror erinnern. Der Trevi-Brunnen in Rom ist am Freitagabend in rotes Licht getaucht worden als Zeichen für das vergossene Blut christlicher Märtyrer von heute. Die Lichtinstallation an der weltberühmten Touristenattraktion solle verfolgte Christen aus aller Welt daran erinnern, „dass sie nicht im Stich gelassen werden, dass sie nicht alleine sind“, sagte der Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, Nunzio Galantino.

Um die temporäre Warnfarbe des Trevi-Brunnens besonders zur Geltung zu bringen, wurden alle anderen Lichter auf der Piazza ausgeschaltet. Auf der monumental gestalteten Fontäne erschienen Projektionen zerstörter Kirche und Kunstwerke. Diese Bilder in blutrotem Licht verliehen dem Trevi-Brunnen für einen Abend eine andere Aussage: Er steht seit seiner  Verewigung in Federico Fellinis Film „Das süße Leben“ (la dolce vita) von 1960  für das leichte und lebensfrohe Element Roms. 1960 nahm die schwedische Schauspielerin Anita Ekberg mit ihrem Filmpartner Marcello Mastroianni ein Bad in dem Brunnen – 2016 war das Blutbad heutiger Christen gemeint.

„Mutig“ fand genau aus diesem Grund der syrische Erzbischof von Aleppo diese Kundgebung. Antoine Audo war aus seiner schwer zerstörten Bischofsstadt nach Rom gekommen. „Der Trevi-Brunnen ist ein Symbol für die Römer wie für die ganze Welt“, sinnierte Audo. „Dieses Wasser, diese Schönheit, die Kunst des Lebens, Italien – für mich ist das ein Wunder. Wie können diese Menschen heute hier alle zusammen sein, ohne Gewalt? Das ist eine Botschaft, die man hinaustragen muss, auch in die arabische und muslimische Welt. Sie muss ihren Weg des Friedens und der Versöhnung Finden, auf ihre Weise. In ihrer Kultur. Das ist die große Herausforderung, und das ist der Wunsch der Kirche.“

Und Bischof Audo erzählt davon, wie es früher war in Aleppo: eine blühende Stadt, bis vor fünf Jahren der Krieg kam.

„Davor hatten wir ja gut gelebt, in Frieden und Wohlstand. Es gab Arbeit, Aleppo war eine richtige Stadt, mit Lebenskultur, da wurden Feste gefeiert und es gab gutes Essen, diese Dinge. Das alles ist zerstört. Aleppo ist eine zerstörte Stadt voller Trümmer und Dreck und Angst.“ Nun habe sich die Lage in den vergangenen Tagen weiter verschlechtert, „aber eigentlich sind wir seit fünf Jahren in dieser Situation. Jeden Tag Bomben. Jeden Tag Todesopfer. Aber diesmal denke ich, ist es noch schlimmer. Da gibt es einerseits die Friedensgespräche in Genf und andererseits die Gewalt. Als würde damit ausgedrückt werden: es gibt keine politische Lösung, nur eine militärische. Und das ist traurig. Denn es heißt: weitere Jahre Krieg.“

Organisiert hatte die Aktion Kirche in Not. Kurienkardinal Mauro Piacenza, Stiftungspräsident des internationalen katholischen Hilfswerks, mahnte, „das Blut christlicher Märtyrer, das wegen menschlicher Gewalt und der Sünde in der Welt vergossen wird", nicht zu vergessen. Auch Überlebende und Hinterbliebene von Opfern religiöser Gewalt nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Neben Bischof Audo aus Aleppo waren eine Ordensfrau aus dem Jemen und ein Student aus Kenia nach Rom gereist. Die Mutter Teresa-Schwester hatte im März einen Angriff auf ein christliches Altersheim im Jemen überlebt, bei dem fundamentalistische Terroristen 16 Menschen getötet hatten. Der Kenianer studiert an der Universität von Garissa, wo somalische al-Shabaab-Rebellen im April 2015 ein Blutbad mit 142 Toten angerichtet hatten.

Der Trevi-Brunnen im historischen Stadtzentrum ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen in der Ewigen Stadt. Millionen aus aller Welt steuern die barocke Fontäne pro Jahr an und werfen eine Münze in das große Becken, in der Hoffnung, ein weiteres Mal nach Rom zu kommen. Ein Papst, Clemens XII., hatte den Bau des Brunnens an einer Flanke des Palazzo Poli 1732 in Auftrag gegeben.

(rv 30.04.2016 gs)








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