2016-04-28 12:32:00

D: Revidierte Einheitsübersetzung greift neue Textzeugnisse auf


Nach mehr als zehnjähriger Arbeit ist nun klar: Die Neufassung der Einheitsübersetzung wird im Herbst erscheinen, die Katholische Bibelanstalt Stuttgart bereitet die neuen Bibelausgaben und die Überarbeitung der Liturgischen Bücher vor. Die Neufassung soll nun über Deutschland, Österreich und die Schweiz hinaus im gesamten deutschsprachigen Raum genutzt werden und gilt als verbindlich für Liturgie, Schule, Familie und Seelsorge. An den Arbeiten war der Erfurter Altbischof Joachim Wanke maßgeblich beteiligt, er koordinierte die beteiligten Akteure gemeinsam mit dem 2008 verstorbenen Bischof Wilhelm Egger von Bozen-Brixen. Im Interview mit Radio Vatikan erklärt Bischof Wanke, warum die zehnjährigen Arbeiten zu der moderaten Modernisierung des altbekannten Textes als gar nicht so lange anzusehen sind:

„Auch die Arbeit an der alten Einheitsübersetzung hat über zehn Jahre gedauert, das hat so ein Gemeinschaftsprojekt an sich, besonders wenn viele Herausgeber damit beschäftigt sind.“ Dabei war die Herausforderung, den ursprünglichen Text so wenig wie nötig zu revidieren, um möglichst viel von der flüssigen und schöngängigen Übersetzung der alten Fassung zu bewahren. „Aber wir haben doch Fortschritte gemacht, was die Genauigkeit, Texttreue und wohl auch die zeitgemäße Verständlichkeit angeht, auch in den Wiedergaben, Gliederungen, Überschriften und Einleitungen.“ Manchmal seien auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, oder sogar neue Textgrundlagen der Überarbeitung zugrunde gelegen. „So zum Beispiel in Jesus Sirach, wo ganz neu aus einer griechischen Langfassung übersetzt worden ist.“

Ein weiteres Beispiel für eine Neufassung, das auch theologisch sehr gewichtig sei: die Stelle Jeremia 31,33, eine der großen wichtigen Grundstellen prophetischer Prophezeiung. „Da heißt es ja: ,Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe – Spruch des Herrn [Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz.]´ und jetzt kommt hier ein Tempuswechsel gegenüber der alten Fassung: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie – FUTUR - in ihr Herz schreiben. Also der neue Bund ist keine rein zukünftige, nur innerliche Gabe – so könnte man die alte Septuaginta-Fassung, auf der die Einheitsübersetzung ja beruht, interpretieren, sondern sie ist immer schon auch gegenwärtige Gabe. Und das vertieft auch unser Verstehen von der Botschaft Jesu vom Gottesreich.“

Rom habe beim Autorisierungs-Prozess kooperativ und konstruktiv mitgewirkt, lobt der Bischof die Zusammenarbeit mit der vatikanischen Gottesdienstkongregation. Nachdem sich die Herausgeberkonferenzen auf die endgültige Fassung geeinigt hätten, sei die Recognitio aus Rom rasch erfolgt.

Der Name der Einheitsübersetzung sei erhalten geblieben, da die Einheitsübersetzung zunächst einmal die innerhalb der gesamten katholischen Kirche verwendete einheitliche Fassung war. Erst im späteren Verlauf sei es durch eine Verständigung mit den Lutheranern zu einer etwas irreführenden Bedeutungserweiterung auch im ökumenischen Sinne gekommen: „Wir haben bei der alten Einheitsübersetzung eine gute Vereinbarung gehabt, dass die Evangelien und die Psalmen auch bei ökumenischen Gottesdiensten zu benutzen seien. Die Revision, zu der wir seiner Zeit auch die EKD eingeladen hatten, wurde damals aus verschiedenen Gründen abgelehnt, man ist ja mit der eigenen Lutherbibelrevision beschäftigt gewesen, aber wir hoffen, dass es zumindest zu einer Übereinkunft kommt, dass die revidierte Einheitsübersetzung zumindest im ökumenischen Gebrauch empfohlen wird.“

(rv 28.04.2016 cs)








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