2016-04-27 11:28:00

Papst antwortet auf Küng-Schreiben


Nach Aussage von Hans Küng selbst hat Papst Franziskus auf sein Schreiben geantwortet, mit dem der Tübinger Theologe eine freie Diskussion über das päpstliche Unfehlbarkeitsdogma gefordert hatte. Wie der Onlinenachrichtendienst National Catholic Reporter (NCR) berichtet, habe Papst Franziskus ihm über die Berliner Nuntiatur einen Brief zukommen lassen, in dem die Anrede „Lieber Mitbruder“ handschriftlich verfasst sei und in dem er sich offen für eine Diskussion zum erst seit 1870 geltenden Unfehlbarkeitsanspruch ex cathedra zeige.

Den Brief selbst wolle Küng aus Gründen der Vertraulichkeit nicht herzeigen, doch er sei begeistert über die Öffnung, die Papst Franziskus bereits mit der Veröffentlichung seiner apostolischen Exhortation Amoris Laetitia und nun auch mit der Antwort auf seinen Aufruf zur Diskussion gezeigt habe. „Das ist der neue Geist, den ich mir stets vom Magisterium erwartet habe“, zitiert NCR Küng. „Diesen neuen Freiraum, so meine Folgerung, gilt es zu nutzen, um die Klärung der in der katholischen Kirche und Ökumene umstrittenen dogmatischen Festlegung voranzutreiben“, betont Küng. Dem Papst gelte für diese neue Denkfreiheit „mein tief empfundener Dank“, berichtet auch die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) unter Berufung auf den Theologen.

Anfang März hatte Küng in einem offenen Brief an Papst Franziskus zu einer Überprüfung des Unfehlbarkeitsdogmas aufgerufen. Nur so sei eine wirkliche Erneuerung der Kirche möglich. Themen wie die Verständigung zwischen den Konfessionen, die gegenseitige Anerkennung der Ämter und des Abendmahls, Fragen von Ehescheidung, Frauenordination und Zölibat sowie der „katastrophale Priestermangel“ seien sonst nicht zu lösen. Küng war wegen seiner Infragestellung der päpstlichen Unfehlbarkeit in den 1970er Jahren in Konflikt mit dem Vatikan geraten und hatte seine kirchliche Lehrbefugnis verloren.

Das Unfehlbarkeitsdogma wurde beim Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) in der Amtszeit von Papst Pius IX. verkündet. Es besagt, dass der Papst bei Lehrentscheidungen in Glaubens- und Sittenfragen nicht irren kann. Die praktische Bedeutung des Lehrsatzes ist indes gering; bislang machte nur ein Papst davon Gebrauch. Das war Pius XII., der 1950 das Dogma von der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel verkündete. 

(ncr/kna 27.04.2016 cs)








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