2016-04-24 12:36:00

Kardinal Woelki über AfD: Solche Alternativen nicht brauchbar


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die Aussage führender Politiker der Alternative für Deutschland (AfD), wonach der Islam nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sei, scharf kritisiert. „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Eine ganze Religion, ja, eine der großen Weltreligionen wird hier in gehässiger Absicht an den Pranger gestellt“, sagte er am Sonntag im Kölner Domradio. Ein Blick in das Grundgesetz hätte gereicht, um festzustellen, dass in Deutschland Religionsfreiheit gelte. So dürfe niemand, weder Christen noch Muslime, aufgrund seines Glaubens diskriminiert oder verfolgt werden.

„Wer Muslime, so wie die AfD-Parteispitze, verunglimpft, der sollte sich klar machen, dass Gebetshäuser und Moscheen hier genauso durch das Grundgesetz geschützt sind wie unsere Kirchen und Kapellen“, unterstrich Woelki. Der Islam sei genauso mit dem Grundgesetz vereinbar wie Judentum oder Christentum. „Hier lassen gläubige Muslime, Juden und Christen sich nicht auseinanderdividieren“, sagte der Kardinal.

Wer aber die grundgesetzlich garantierte Glaubens- und Religionsfreiheit infrage stelle, müsse sich selbst fragen, ob er mit seinen „angstschürenden Forderungen den Boden des Grundgesetzes nicht längst verlassen“ habe, erklärte der Kölner Erzbischof. Gerade die leidvolle deutsche Geschichte verpflichte hier ganz besonders. „Nie wieder dürfen bei uns Menschen aufgrund ihrer Rasse, Herkunft oder Religion ausgegrenzt und verfolgt werden“, forderte der Kardinal. „Nein, solche Alternativen für Deutschland brauchen wir nicht!“

Die AfD will Ende April ihr Partei-Grundsatzprogramm verabschieden. Dabei soll der Islam als Religion für unvereinbar mit der freiheitlichen Verfassung beschrieben werden. In den vergangenen Tagen hatten bereits Kirchenvertreter die Pläne scharf kritisiert. Die Partei spreche „mit einem sehr schwachen Halbwissen über den Islam“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg. Der evangelische Theologe und Präses der Evangelischen Landeskirche im Rheinland, Manfred Rekowski, betonte die Solidarität von Christen und Muslimen. „Wir werden jedem Angriff auf die Religionsfreiheit entschieden entgegentreten – egal, welche Religion es trifft und egal, wo in der Welt Menschen in ihren religiösen Überzeugungen verletzt werden“, erklärte er in Düsseldorf.

(domradio/kna 24.04.2016 mg)








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