2016-04-19 12:48:00

Österreich: Kritik an Wartezeit für Traumatisierte


Die Wiener Psychologin Nora Ramirez-Castillo hat mit Blick auf die Therapie traumatisierter Flüchtlinge lange Wartezeiten kritisiert. „Die Menschen kommen in einer Krise und bräuchten sofort Unterstützung“, sagte Ramirez-Castillo der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (aktuelle Ausgabe) im Interview. Viele hätten Folter, Inhaftierung oder Vergewaltigung erlebt und schwere Traumata davongetragen.

Würden Symptome nicht behandelt, verschlechtere sich die Situation über kurz oder lang. „Die Menschen haben Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Ängste, sind schreckhaft“, so die Psychologin, die für das Wiener Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende „Hemayat“ arbeitet. Dies führe häufig zu einem Rückzug und zu Schwierigkeiten bei der Integration.

Besonders syrische Flüchtlinge hätten häufig schwere Krisen zu verarbeiten. „Viele Menschen aus Syrien haben Bombenangriffe miterlebt, gesehen, wie ihre Häuser zerstört worden sind, wie vielleicht Familienmitglieder ums Leben gekommen sind. Sie haben sehr viel verloren.“ Auch auf der Flucht hätten sie teilweise unter schrecklichen Bedingungen gelitten.

Häufig zeigten sich die Traumata erst, wenn die Menschen in Österreich in Sicherheit seien, betonte Ramirez-Castillo. „Sie kommen mit diesem Rucksack von schlimmen Erfahrungen, die oft Monate, manchmal Jahre hinweg angedauert haben. Wenn sie nach Österreich kommen, verspüren sie eine erste Sicherheit. Häufig werden Symptome erst sichtbar, wenn eine gewisse Entspannung eintritt, bis dorthin stand das Überleben im Vordergrund.“ Eine große Belastung seien dann die Asylverfahren, die sich oft lange hinzögen. Erst wenn diese abgeschlossen seien, könnten die Menschen anfangen, Fuß zu fassen.

(kap 19.04.2016 rs)








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