2016-04-18 09:24:00

Weltgipfel in Istanbul: „Der Respekt vor dem Recht verpufft“


Religiöse Organisationen und Hilfswerke müssen mehr in internationale Hilfen einbezogen werden. Das fordert der Malteserorden angesichts des ersten Weltgipfels für Humanitäre Hilfe, der im Mai in Istanbul stattfindet. „Mit großer Sorge beobachten wir, dass der Respekt vor dem universellen Recht abnimmt, ja geradezu verpufft“, sagt Albrecht von Boeselager, Großkanzler des Malteserordens und damit so etwas wie der Außenminister eines der großen Hilfswerke der katholischen Kirche. Angesichts der Flüchtlingskrise stehe man in Istanbul vor großen Herausforderungen, wenn man auf Initiative von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon die Hilfen zwischen Staaten und Organisationen besser koordinieren will. Für die Absprachen haben die Malteser ein eigenes, wichtiges Anliegen, so von Boeselager: „Wir müssen uns um Ressourcen für moralisches Verhalten und ethische Prinzipien kümmern. Wir denken, dass man deswegen die Religionen mehr einbeziehen muss, vor allem wenn es um Prinzipien und Werte geht. Neunzig Prozent der Weltbevölkerung gehören einer Religion an, und während der Respekt vor dem Recht abnimmt, werden die Werte doch weiterhin von den meisten Menschen geteilt. Wir wollen also, dass vermehrt die religiösen Institutionen und Hilfswerke, die besonders in Konfliktgebieten arbeiten, in die internationale Organisation von Hilfe einbezogen werden.“

Ein erster Erfolg des Gipfels wäre schon, wenn mehr Öffentlichkeit für internationale Hilfe generiert werden könnte. Das versuchen die Malteser auch mit eigenen Mitteln, zum Beispiel einer Fotoausstellung von Jan Sibik, die zur Zeit in Rom zu sehen ist. Die Bilder zeigen die Flüchtlingssituationen, bevor die Flucht beginnt oder die Hilfe kommt. „Bilder sprechen eine starke Sprache, diese Bilder zeigen die Wirkung des Bösen und sie zeigen, wie dünn die Schicht der Zivilisation ist und wie schnell wir zurück in Brutalität und Grausamkeit fallen können.“ Das nackte Elend, das durch das Böse verursacht wird, müsse gezeigt werden, so der Malteser. Öffentlichkeit ist aber nicht das Einzige, was in Istanbul erreicht werden soll. „Wir hoffen zweitens auch, dass das Gipfeltreffen dazu führt, dass wir über die Art und Weise nachdenken, wie Hilfe zu den Menschen gebracht wird. Und dann – wie ich schon sagte – müssen vermehrt die glaubensbasierten Institutionen eingebunden werden.“

Die Malteser kümmern sich um Flüchtlinge in den Krisenländern selber, etwa im Irak, Syrien und dem Libanon, dann aber auch auf den Rettungsschiffen der Marine Italiens und Griechenlands. Außerdem sei man mit mobilen Kliniken auf dem Balkan unterwegs. Und am Ende der Fluchtrouten kümmere man sich außerdem um Integration und biete zum Beispiel Sprachkurse an, viel Erfahrung also, die von der internationalen Gemeinschaft mehr genutzt werden könne und müsse, so von Boeselager.

 

(rv 18.04.2016 ord)








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