2016-04-08 16:38:00

Kölner Kardinal Woelki: Spannungen im Papstschreiben aushalten


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat dazu aufgerufen, die Spannungen und offenen Fragen im Papstschreiben zu Ehe und Familie auszuhalten. Sie sollten nicht „durch die gängigen Klassifizierungen“ erledigt werden, erklärte er in Köln zu dem am Freitag veröffentlichten Lehrschreiben „Amoris laetitia“ (Freude der Liebe) von Franziskus.

Für den Papst ist nach den Worten Woelkis wichtig, dass die Kirche den Menschen nahe sei und „jeden Anschein einer idealistischen Überhöhung, undifferenzierten Beurteilung, lieblosen Verurteilung oder gar Ausgrenzung“ vermeide. Diese Haltung der Barmherzigkeit und eines „demütigen Realismus“ bleibe in einer Spannung zur Lehre der Kirche. Aber „weder Dogmatismus noch Beliebigkeit führen zum Ziel“, so der Kardinal. Der Ansatz des Papstes fördere die Gewissensbildung und damit die Verantwortung jedes Einzelnen als Ehefrau oder -mann, als Alleinlebende, als Bischof oder Priester.

Am Freitag wurde im Vatikan das Schreiben des Papstes vorgestellt, das die Beratungen der beiden Weltbischofssynoden 2014 und 2015 zu Ehe und Familie zusammenfasst und mit der Stimme des Papstes anreichert. Grundsätzlich fordert Franziskus darin von der katholischen Kirche mehr Respekt vor der Gewissensentscheidung des Einzelnen in moralischen Fragen. Zudem sei stets eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls und eine Güterabwägung nötig. Zugleich stärkt Franziskus die Rolle der Ortskirchen und der einzelnen Bischöfe, denen er mehr Eigenständigkeit und Interpretationsspielraum in der Anwendung der kirchlichen Lehre zugesteht.

 

(kna 08.04.2016 cz)








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