2016-04-02 18:30:00

Franziskus: „Jede Diözese soll ‚Werk der Barmherzigkeit‘ starten“


Dieses Wochenende steht ganz im Zeichen der Barmherzigkeit, die viele Gesichter hat. Papst Franziskus hat diesem Samstagabend, dem Vorabend vor dem Barmherzigkeitssonntag, auf dem Petersplatz die Vigil gefeiert. Seit Donnerstag sind in Rom schon tausende Pilger, um mit dem Papst an diesem Sonntag den „Tag der Göttlichen Barmherzigkeit“ (Dies Divinae Misericordia) zu feiern. Gemäß den Organisatoren des Heiligen Jahres – dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung – handelt es sich um einen der vielen Höhepunkte im gesamten Barmherzigkeitsjahr.

Während der Vigil rief Franziskus dazu auf, dass alle Diözesen im Heiligen Jahr in ihren Institutionen ein „Werk der Barmherzigkeit“ aufbauen sollten, sei es ein Krankenhaus, Altenheim, oder eine Einrichtung für Drogenabhängige. „Es gibt viele Dinge, die man machen könnte, sprechen wir darüber mit den Bischöfen,“ so Franziskus.

Franziskus sprach über den Ursprung des Barmherzigkeitssonntags, den der heilige Johannes Paul II. ins Leben gerufen hat auf Wunsch der heiligen Faustina. Bei der Heiligsprechung Faustinas im Heiligen Jahr 2000 hat Papst Johannes Paul II. Barmherzigkeit als Liebe beschrieben. Franziskus fragte also die Gläubigen: „Wie viele Gesichter hat seine Barmherzigkeit, mit denen er uns entgegenkommt? Es sind wirklich sehr viele; es ist unmöglich, sie alle zu beschreiben, denn die Barmherzigkeit Gottes wächst beständig. Gott wird nie müde, sie zum Ausdruck zu bringen, und wir sollten uns nie daran gewöhnen, sie zu empfangen, zu suchen und zu ersehnen. Sie ist etwas stets Neues, das Staunen und Verwunderung hervorruft, wenn wir den großen schöpferischen Erfindungsreichtum Gottes sehen, wenn er uns mit seiner Liebe entgegenkommt.“

Allein die vielzähligen Offenbarungen Gottes und wie oft er seinen Namen kundgetan habe, zeige die Vielfältigkeit der Barmherzigkeit. So unendlich das Wesen sei, so unendlich sei auch die Barmherzigkeit, betont Franziskus. Wenn man die Bibel lese, sehe man, was die Barmherzigkeit Gottes vor allem ist. „Es ist die Nähe eines Vaters und einer Mutter, die sich im schönen Bild des Propheten Hosea widerspiegelt: „Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen“ (11,4). Dieses Bild ist sehr ausdrucksstark: Gott nimmt einen Jeden von uns und hebt uns an seine Wange. Wie viel Zärtlichkeit steckt in diesem Bild, wie viel Liebe drückt es aus!“

Genau dieses Bild der Liebe sieht Papst Franziskus auch im Logo des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, auf dem Jesus Adam trägt und Wange an Wange aneinandergeschmiegt zu sehen sind. Durch Gottes Menschwerdung hätten wir einen Gott, der einer von uns ist. „In Jesus können wir daher die Barmherzigkeit des Vaters nicht nur mit Händen greifen, sondern wir sind angespornt, selbst ein Werkzeug der Barmherzigkeit zu werden. Es kann leicht sein, über Barmherzigkeit zu reden, während es viel anstrengender ist, sie konkret zu bezeugen. Dies ist ein Weg, der das ganze Leben dauert und keinen Stillstand kennen darf. Jesus hat uns gesagt, dass wir „barmherzig wie der Vater“ (vgl. Lk 6,36) sein müssen.“

„Wie viel Leid spüren wir im Herzen. Wie oft sagen wir über diese armen Menschen, ‚schmeißen wir sie raus, lassen wir sie auf der Straße schlafen‘. Kommt das von Jesus?“ Wie viele Gesichter hat also die Barmherzigkeit Gottes, fragt Franziskus erneut. Sie zeige sich in so vielen Facetten, in der Nähe und Zärtlichkeit, in Mitleid und Teilhabe, in Trost und Vergebung. Je mehr man diese Barmherzigkeit spüre, desto mehr sei man von ihr aber auch aufgerufen. Franziskus vergleicht sie mit Freude, die ansteckend wirkt. „Liebe Brüder und Schwestern, die Barmherzigkeit darf uns nie unbewegt lassen. Die Liebe Christi „beunruhigt“ uns, solange wir nicht das Ziel erreicht haben; sie drängt uns, alle, die der Barmherzigkeit bedürfen, zu umarmen und an uns zu drücken, sie teilhaben zu lassen, um zu ermöglichen, dass alle mit dem Vater versöhnt werden (vgl. 2 Kor 5,14-20). Wir dürfen keine Angst haben. Sie ist eine Liebe, die uns erreicht und soweit teilhaben lässt, dass wir aus uns herausgehen, um uns zu erlauben, sein Antlitz in dem der Brüder und Schwestern zu erkennen. Lassen wir uns von dieser Liebe folgsam führen, und wir werden barmherzig wie der Vater.“

Ein Glaube, der nicht mit den Plagen der Menschheit in Berührung komme, der nicht barmherzig sei, sei nur eine Idee, ist eine Ideologie. „Wenn wir ernsthaft an Gott glauben wollen, müssen wir uns annähern an die Plage, sie berühren, den Kopf senken, um zuzulassen, dass auch die anderen unsere Plagen zärtlich berühren.“

(rv 02.04.2016 pdy)








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