2016-03-11 10:59:00

Ö: Bischöfe fordern ernsthafte Eingliederung von Flüchtlingen


Das Thema Flüchtlinge hat die österreichischen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung stark beschäftigt. In ihrer Abschlusserklärung betonten sie die Dringlichkeit einer „ernsthaften und in die Tiefe wirkenden“ Eingliederung der Asylberechtigten in die Gesellschaft. Gewichtig äußerte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, zum Recht auf Asyl.

„Oberste Priorität ist das Recht auf Asyl. Es ist ein unhinterfragbares Menschenrecht. Dieses heilige Recht muss überall in der Union fair, qualitätsvoll und rasch zu Verfahren führen, die die bestmögliche Betreuung der Schutzsuchenden garantiert.“

Integration ist laut Erklärung der österreichischen Bischöfe ein wechselseitiger Prozess: Flüchtlingen und Migranten gebühre eine „menschliche Aufnahme“, zugleich müssten sie ihrerseits bereit sein, „die positiven Werte der Gesellschaft, die sie aufnimmt, zu bejahen, ihre Gesetze zu befolgen und am Gemeinwohl mitzuwirken“. Konversionen zum Christentum seien zwar möglich, jedoch sollte die Kirche sie sehr behutsam angehen, so Kardinal Schönborn:

„Wenn jemand über die katholische Schiene zur Taufe kommt, wird das im Allgemeinen vom Asylgerichtshof ernst genommen als zusätzlicher Asylgrund. Wie es bei anderen christlichen Konfessionen ist, das kann ich nicht beurteilen. Wir warnen nur davor, vorschnelle Konversionen zu machen, ohne das auch in der alten Kirche gründliche Katechumenat.“

Auch berichtete er von Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen in österreichischen Flüchtlingsheimen.

„Es ist Thema. Es hat nicht die Massivität, die es offenbar in Deutschland hat. Aber es ist eine Realität. Ich weiß von einem Fall, dass Flüchtlinge in der Bibel gelesen haben und das im Quartier zu massivem Mobbing geführt hat. Es ist dann aber sehr schnell gehandelt worden und diese Flüchtlinge haben ein neues Quartier gefunden.“

Integration gelinge dort am besten, „wo Menschen einander vertrauen und füreinander Verantwortung übernehmen“, betonen die Bischöfe in ihrer Erklärung. Es sei Aufgabe des Staates und der gesellschaftlichen Institutionen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen mahnen die Bischöfe erneut Solidarität auf europäischer Ebene an.

„Man kann jetzt nicht Griechenland die ganze Last aufbürden und sagen wir haben das Problem gelöst, wir haben dichte Grenzen. Das kann es nicht sein, wenn die Idee Europa noch einen Sinn haben soll. Wir können nicht bei uns europäische Solidarität fordern und Griechenland außen vor lassen.“

In Österreich betreue die kirchliche Caritas derzeit insgesamt knapp 41.000 Menschen und somit fast jeden zweiten der knapp 90.000 Asylwerber des Jahres 2015. Die Bischöfe bedankten sich insbesondere bei den Helfern aus Kirche und Gesellschaft, die sich freiwillig für die Integration der Flüchtlinge engagieren.

Zugleich riefen sie zu einem Ende des Syrienkriegs auf und forderten den Ausbau österreichischer Entwicklungszusammenarbeit und Soforthilfe. 

„Wenn Österreich und die meisten europäischen Länder die Entwicklungshilfe systematisch weiterkürzen und auf anderer Seite die Waffenlieferungen aus unseren Ländern nach wie vor – seien wir doch ehrlich - nicht sanktioniert werden: dann darüber zu klagen, dass es Flüchtlinge gibt, ist irgendwo Heuchelei,“ so Schönborn.

(kap 11.03.2016 cz)

 








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