2016-03-11 11:01:00

Ö: Bischöfe zu Missbrauch, Flüchtlingen und Christenverfolgung


Österreichs Bischöfe bitten um mehr Solidarität mit verfolgten Christen und Flüchtlingen und regen eine gesellschaftliche Allianz gegen Missbrauch an. Das steht in einer Erklärung, die die Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung in Linz veröffentlichte. Als konkretes Zeichen der Solidarität mit Mit-Christen werde der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, nach Ostern in den Irak reisen. Außerdem haben die Bischöfe beschlossen, innerhalb der Konferenz die Zuständigkeiten für einzelne kirchliche Wirkungsbereiche neu zu verteilen. 

Integration der Flüchtlinge

Die österreichischen Bischöfe bedankten sich bei Kirche und Zivilgesellschaft für die freiwillige Hilfe für Flüchtlinge, die spätestens seit September 2015 zu Zehntausenden ins Land gekommen oder weitergereist waren. Integration gelinge dort am besten, „wo Menschen einander vertrauen und füreinander Verantwortung übernehmen“, betonen die Bischöfe. Es sei Aufgabe des Staates und der gesellschaftlichen Institutionen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Hinsichtlich der Aufnahme von Flüchtlingen mahnen die Bischöfe erneut Solidarität auf europäischer Ebene an. „Wir haben in diesen Tagen während unserer Arbeit mit Interesse das politische Ringen in der Europäischen Union verfolgt, auch wenn sie noch zu keinem Ergebnis geführt hat, sind wir doch hoffnungsvoll, dass die Verantwortungsträger sich spät, aber hoffentlich nicht zu spät darauf verständigen, das gemeinsame Friedensprojekt Europa nicht an der Migrations- und Flüchtlingsfrage Europa scheitern zu lassen. Es kann nur gelingen, wenn es eine gerechte Aufteilung der Verantwortung gibt, die bisher nur von wenigen Ländern des Kontinents getragen wurde“, so Kardinal Schönborn. Zugleich rufen die Bischöfe zu einem Ende des Syrienkriegs auf und fordern den Ausbau österreichischer Entwicklungszusammenarbeit und Soforthilfe.

Solidarität mit verfolgten Christen

Die internationale Solidarität müsse insbesondere den verfolgten Christen weltweit gelten, so die Bischöfe. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit ereigne sich die zahlen- wie flächenmäßig umfangreichste Christenverfolgung der Geschichte. Die Bischöfe begrüßten deshalb eine neue Resolution des Europäischen Parlaments, in der die Verfolgung von Christen durch den IS im Nahen Osten ausdrücklich als Genozid qualifiziert wird.

Seit 2010 wurde durch einen Beschluss der Bischofskonferenz die Hilfe für die Länder des Nahen Ostens, besonders für Syrien, Jordanien und den Libanon, deutlich verstärkt. Betrug sie 2010 noch rund 2,6 Millionen Euro, so haben die katholischen Hilfswerke im vergangenen Jahr 175 Projekte im Umfang von 7,5 Millionen Euro unterstützt. Die Bischöfe kündigten zudem an, dass ihr Vorsitzender, Kardinal Christoph Schönborn, nach Ostern in den Irak reisen werde.

Allianz gegen Missbrauch

Die österreichischen Bischöfe sprachen sich außerdem für eine breite gesellschaftliche Allianz gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch aus. In der Erklärung zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung in Linz weisen die Bischöfe auf die kirchlichen Bemühungen zur Aufarbeitung vergangener Fälle und die in Angriff genommenen Präventionsmaßnahmen hin. Zugleich seien Gewalt und sexueller Missbrauch aber nach wie vor eine leidvolle Realität in der ganzen Gesellschaft.

„Die Hilfe für Opfer, die Vorgangsweise bei Verdachtsmomenten und die Präventionsmaßnahmen müssen konsequent umgesetzt und weitergeführt werden und ein wichtiges Anliegen bleiben. Für alle, die in der Kirche Verantwortung tragen,“ so Kardinal Schönborn.

Die auf Ersuchen der Bischöfe unter dem Vorsitz von Waltraud Klasnic ins Leben gerufene Unabhängige Opferschutzkommission hat sich seit 2010 mit insgesamt 1.550 Fällen befasst. Von den insgesamt 1.550 Betroffenen haben 878 angegeben, dass sie Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Insgesamt sind von der Unabhängigen Opferschutzkommission bisher Finanzhilfen in der Höhe von 17,6 Millionen Euro und 4,4 Millionen Euro für Therapien, in Summe knapp über 22 Millionen Euro, zuerkannt worden.

Anonyme Statistik zu Schwangerschaftsabbrüchen

Auch das Thema Abtreibung beschäftigte die Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung. Sie fordern eine anonyme Statistik und Motiverforschung über Schwangerschaftsabbrüche und stellen sich damit einmal mehr hinter die Anliegen der Initiative „Fakten helfen". „Verantwortungsvolle Politik braucht verlässliche Fakten als Grundlage für sinnvolle Maßnahmen“, betonen die Bischöfe. „Es ist unverständlich, ich muss sagen, es ist schwer begreiflich, warum es politisch in unserem Land nicht durchzusetzen ist. Wir sind mit Luxemburg das einzige Land in Europa, in dem es keine verlässlichen Erhebungen über die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche gibt,“ sagte Schönborn.

Neue Aufgabenverteilung für die Bischöfe

Die Bischofskonferenz hat im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung beschlossen, die Aufgabenbereiche und damit verbundenen Verantwortungsbereiche der Bischöfe neu zu strukturieren. So wandern beispielsweise der Bereich „Bildung und Schule“ sowie die Zuständigkeit für das Canisiuswerk von Kardinal Christoph Schönborn zu Bischof Wilhelm Krautwaschl. Dieser übernimmt auch die Zuständigkeit für einen Großteil der Gliederungen der Katholischen Aktion, die bisher bei Bischof Alois Schwarz lag.

 

(kap 11.03.2016 cz)

 

 

 

 








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