2016-02-27 09:00:00

Ciao Gasbarri: 47 Jahre im Dienst von Radio Vatikan


Stabübergabe bei Radio Vatikan: Nicht nur der Direktor Pater Federico Lombardi verlässt mit Ende Februar die „alte Radiostation“. Auch der Verwaltungsdirektor und päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri (70)  nimmt in diesen Tagen Abschied vom Papstsender an der römischen Piazza Pia gegenüber der Engelsburg. Bei seiner letzten Reise mit dem Papst in Mexiko, bedankte sich dieser nochmals bei ihm für seinen Dienst. Gasbarri erinnert sich gerne und zieht eine fast poetischen Bilanz über seine Beziehung zum Radio: „Ich war so jung, ich war 23 Jahre alt und sie [das Radio] 38. Aber es war wie Liebe auf den ersten Blick, trotz des Altersunterschieds. Heute bin ich 70 und sie 85, aber die Liebe ist gleich geblieben. Die Radiostation Radio Vaticana war meine erste Familie, im chronologischen Sinn, einige Jahre später habe ich selbst geheiratet. Das Ambiente war immer inspirierend und interessant. Anfangs war ich in der technischen Direktion als Tonexperte tätig und habe mich in einer Kleingruppe von superspezialisierten Technikern wiedergefunden, die unglaublich weit waren, hochgeschätzt auf internationaler Ebene. Das multikulturelle Ambiente der verschiedenen Sprachen der Redaktionen war unglaublich und gab dir das Gefühl im Zentrum der Welt zu sein und zugleich auf der ganzen Welt. Das war immer die Stärke von Radio Vatikan.“

1969, unter dem damaligen Direktor Pater Stefanizzi begann Gasbarri seinen Dienst. Es war ungefähr die Hälfte des Pontifikats von Paul VI. erreicht, den Gasbarri als einen Papst der Sensibilität, der Kultur, der Menschlichkeit beschreibt. Es waren wenige Momente, die er mit ihm verbrachte – aber er erinnert sich, dass er ihn immer mit großer Hochachtung und Ehrfurcht gegenüberstand. Er sei auch ein sehr wichtiger Papst der Kommunikation gewesen, betont Gasbarri. Unter seiner Führung und dem zweiten vatikanischen Konzil wurden die sprachlichen Redaktionen vermehrt, es gab neue Gebiete, in die die „Stimme des Papstes“ gesendet wurde, vor allem in diese in welche die Kirche in Not war. Er war auch der Papst, der zu reisen begann und so das Leben von Gasbarri veränderte, von Grund auf.

„Die schönsten Erinnerungen für mich waren sicher die Übertragungen der großen Events. In chronologischer Reihenfolge: das Heilige Jahr 1975, die beiden Konklave 1978, das außerordentliche Heilige Jahr 1983, das Heilige Jahr 2000, die Wahl von Papst Benedikt XVI. 2005 und diejenige von Papst Franziskus 2013. Außergewöhnliche Momente für jemanden, der im Radio arbeitet und die, dir das Gefühl geben Teil der Geschichte zu sein. Schreckliche Momente waren das Attentat an Johannes Paul II. und das Gefühl der Leere nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. Ich spüre heute noch diesen Schmerz in mir, der das Mitgefühl hervorrief. Die schlimmsten Momente werde ich nie vergessen, waren diese als Radio Vatikan sich von den Ungerechtigkeiten verteidigen musste aufgrund von gefährlichen Strahlungen der Mittel- und Kurzwellen. Der vatikanische Sender hat immer genauestens alle internationalen Regelungen beachtet und man hatte den unverwechselbaren Eindruck unter einem echten instrumentalen Angriff zu stehen.“

Die nun auf den vatikanischen Sender wartende Transformation und Modernisierung des Senders empfindet Gasbarri als eine positive Veränderung. Die Bündelung der vatikanischen Medien hätten ihm zufolge bereits vor zehn Jahren passieren sollen.

Die Reform anpacken

Es sei nun Papst Franziskus zu verdanken, dass die notwendigen Schritte in diese Richtung gingen, aber auch hier sei zu beachten – ganz nach dem Modell von Franziskus – keine „Wegwerfkultur“ zu pflegen, sondern in Qualität zu investieren.

Eine der wichtigsten und aufregendsten Aufgaben von Gasbarri war mit Sicherheit die Organisation der Papstreisen, die er . Nicht nur eine Anekdote hätte er, sondern tausende. Aber eine sei im besonders in Erinnerung geblieben. Es war im Jahre 1982, als er die 17. Reise von Johannes Paul II. in Zentralamerika vorbereitete. Sie beinhaltete in neun Tagen den Besuch von acht Ländern. Bei dem Vorbesuch in Guatemala traf er mit Jesuitenpater Roberto Tucci, dem damaligen Reise-Organisator und Direktor von Radio Vatikan, auf den berühmten Kardinal Casariego, der als äußerst charismatisch galt. „In den 80ern war ein Kardinal anders angesehen als heute: es waren wirklich charismatische Persönlichkeiten“, erzählt Gasbarri. „Der Kardinal sah Pater Tucci und mich als Laie normal angezogen und rief Tucci zu ihm. Er sagte ihm: ‚Ich kann ertragen dass sie als Jesuit nicht im Talar erscheinen, aber ich kann es nicht ertragen, dass sie sich mit einem Mitbruder präsentieren, der wie ein Laie angezogen ist.‘ Und Pater Tucci antwortete: ‚Aber Eminenz, sehen sie denjenigen, den sie als ‚Mitbruder, der wie ein Laie gekleidet ist‘ nennen ist in Wirklichkeit ein Laie. Dr. Gasbarri ist mein Assistent, enger Mitarbeiter und Laie. Also antwortete der Kardinal: ‚Ach, wenn das so ist, dann müssen wir dem jungen Mann sofort ein Mädchen finden.‘ Ich war damals 30 Jahre alt. Schlagfertig antwortete Tucci: Jetzt versuchen sie aber den Ehebruch zu erzwingen, denn er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Das war also meine erste Begegnung mit einer der historischsten Persönlichkeiten aus Lateinamerika in diesen Jahren.“

Nach all diesen Reisen möchte sich Gasbarri nun den Dingen widmen, für die er während seiner arbeitsreichen Jahre im Vatikan keine Zeit fand. Zum Abschluss betont Gasbarri, dass seine Beziehungen zu den Päpsten ihn geprägt haben, das steht außer Frage: „Es war eine Beziehung der großen Hingabe und Zuneigung von meiner Seite. Großes Vertrauen, Unterstützung und Geduld von ihrer Seite. Nur mit diesen Zutaten kann man diese Arbeit ausführen, sonst könne man keine gewünschten Resultate erzielen.“

 

 (rv 27.02.2016 no)








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