2016-02-13 13:53:00

Präzisierung: Moskauer Patriarchat existiert seit 16. Jahrhundert


Der Salzburger Ostkirchen- und Ökumene-Experte Dietmar W. Winkler hat gegenüber „Kathpress“ relativiert, dass es sich bei dem Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill um das erste Treffen zwischen den Oberhäuptern beider Kirchen seit der Trennung 1054 gehandelt habe, wie Medien vielfach berichteten. Das Patriarchat von Moskau als eigenständige orthodoxe Kirche bestehe erst seit dem späten 16. Jahrhundert. Zuvor, seit der Taufe der Kiever Rus (988), unterstand die Kirche mit ihrem Metropoliten von Kyiv (und später von Moskau und ganz Russland) jahrhundertelang dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Beim Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39) kamen Papst und Metropolit von Russland bereits zusammen.

Eigentlich habe die russisch-orthodoxe Kirche mit dem Treffen in Kuba nun nachvollzogen, was das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel seit gut 50 Jahren pflege: den offenen und freundschaftlichen Dialog mit der Katholischen Kirche. Winkler erinnerte an die historische Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras 1964 in Jerusalem. Das Moskauer Patriarchat scheine nun auch auf einen positiven Kurs einzuschwenken. Das sei auch für die innerorthodoxen Beziehungen bedeutsam, so Winkler im Hinblick auf das in wenigen Monaten auf Kreta geplante Panorthodoxe Konzil.

Besondere Bedeutung maß Winkler, der Konsultor beim Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen ist, der Erklärung insofern zu, dass damit nun auch das Oberhaupt der russischen Orthodoxie erstmals das Existenzrecht der mit Rom unierten katholischen Ostkirchen schriftlich bestätigt. Zwar werde die historische Form des Unitarismus richtigerweise nach wie vor verurteilt, und man wende sich gegen jede Form von Proselytismus, dafür werde aber die Realität der katholischen Ostkirchen akzeptiert und diesen auch ein eigenständiges seelsorgliches Wirken für ihre Gläubigen zugestanden. Diese Anerkennung sei innerhalb der orthodoxen Kirche keine Selbstverständlichkeit. Gerade auch in der russischen Orthodoxie gebe es von manch konservativer Seite starke Widerstände dagegen und die katholischen Ostkirchen würden mitunter immer noch als eine Art „abtrünniger Kirchen“ gesehen. Umso mutiger sei deshalb auch der konkrete Schritt Patriarch Kyrills, befand Winkler. Sein Resümee: „Ein starkes Papier. Diese Erklärung hat theologische und praktische Relevanz.“

(kap 13.02.2016 mg)








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