2016-02-13 19:41:00

Papst zu Mexikos Bischöfen: „Nicht auf Lorbeeren ausruhen“


Papst Franziskus hat Mexikos Bischöfe aufgerufen, Verhärtungen abzulegen und sich den Herausforderungen der heutigen Zeit zu stellen. „Wehe, ihr ruht euch auf euren Lorbeeren aus!“, sagte der Papst vor den rund 150 Bischöfen in der Kathedrale von Mexiko-Stadt. Angesichts der technischen Entwicklungen und einem zunehmend unsteten Leben gelte es, auf die Menschen Mexikos Acht zu geben und sie an ihre spirituellen und kulturellen Wurzeln zu erinnern. „Ich bitte euch, fallt nicht in die Lähmung und gebt nicht alte Antworten auf neue Fragen“, so Franziskus in seiner Ansprache.

Papst Johannes Paul II. bei seinem Mexiko-Besuch 1999 zitierend, erinnerte Franziskus an drei unterschiedliche Realitäten Mexikos, die es zu vereinbaren gelte: Die Traditionen der Indigenen, die christliche Spiritualität und die moderne Rationalität nach europäischem Vorbild, die Freiheit und Unabhängigkeit preist. Jene Stimme, die die Mexikaner am tiefsten anspreche, sei die der Jungfrau von Guadalupe. Deren „mütterlichen Schoß“ gelte es den Mexikanern und insbesondere den Jugendlichen zu vergegenwärtigen.

In diesem Zusammenhang warnte er die Bischöfe, das Problem der Drogenkriege in Mexiko nicht zu unterschätzen und rief sie dazu auf, mithilfe „prophetischen Mutes“ und „ernsthaften und qualifizierten pastoralen Projekten“ ein menschliches Netz aufrecht zu erhalten, das vor dieser zerstörerischen Bedrohung schütze. Das menschliche Netz beginne bei den Familien, gehe über Kirchengemeinden, die Politik und die Schulen.

Franziskus lobte das Engagement der Kirche insbesondere im Bereich der Migration. „Millionen Kinder leben heute in der Diaspora oder sind auf dem Weg Richtung Norden auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Viele von ihnen lassen ihre Wurzeln hinter sich, setzen ihr Leben aufs Spiel, auf der Suche nach dem ‚grünen Licht‘, das sie als ihre Hoffnung sehen. Viele Familien trennen sich, und nicht immer ist die Integration im vermeintlich ‚gelobten Land‘ so einfach wie sie denken.“ Franziskus wünschte den Bischöfen, dass sie auch die Mexikaner jenseits der Grenze erreichten und die Beziehungen mit den US-amerikanischen Bischöfen stärkten. Die Kirche sei es schließlich, die den Menschen davor bewahre, sich selbst fremd zu werden und sie lasse mit einem ganzheitlichen Blick auf den Menschen dessen Reduzierung auf eine bloß „menschliche Ressource“ nicht zu.

Franziskus mahnte die Bischöfe, sich im Land selbst nicht von Materialismus, Intrigen und Korruption in Versuchung bringen zu lassen. Die Bischöfe bräuchten einen klaren Blick, eine transparente Seele und ein leuchtendes Gesicht. „Habt keine Angst vor der Transparenz. Die Kirche braucht keine Finsternis, um zu arbeiten“, so der Papst wörtlich. Auch warnte der Papst die Bischöfe vor Distanz, Klerikalismus, Kälte, Gleichgültigkeit und Selbstbezogenheit.

„Mexiko muss sich auf seine Wurzeln besinnen, um nicht in einem ungelösten Rätsel zu leben. Die Indigenen Mexikos warten noch immer darauf, dass der Reichtum ihres Beitrags und die Fruchtbarkeit ihrer Präsenz für das Erbe dieser Identität anerkannt werden, die eure Nation so einzigartig machen.“

Die Bischöfe und Priester Mexikos seien aufgerufen, von diesem Bedürfnis nach einem mütterlichen Schoß, dem Schoß des christlichen Glaubens neu auszugehen, um das Land und die Menschen mit einer oft von Einsamkeit, Isolation und Ausgrenzung geprägten Vergangenheit zu versöhnen. Franziskus schloss mit den ermutigenden Worten: „Liebe Brüder, der Papst ist sicher, dass Mexiko und seine Kirche rechtzeitig sich selbst, ihrer Geschichte und Gott begegnen werden. Manches Mal mag ein Stein auf dem Weg den Gang verlangsamen und die Erschöpfung auf der Strecke zu einer Pause zwingen, aber nie gerät dabei das Ziel aus den Augen. Kann jemand, dessen Mutter ihn erwartet, vielleicht auch zu spät kommen? Er kann ununterbrochen in seinem Herzen hören: ‚Bin ich nicht da, ich, die ich deine Mutter bin?‘“

(rv 13.02.2016 cz)








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