2016-02-08 14:02:00

GB: Musik spielt große Rolle bei der Ökumene


Mehr als 450 Jahre nach dem anglikanischen Schisma wird in der Königlichen Kapelle von Hampton Court Palace in London wieder eine Vesper nach dem katholischen lateinischen Ritus gefeiert. Im Gespräch mit Radio Vatikan betonte der Erzbischof von Westminster, Kardinal Nichols, der die Vesper feiern wird, die historische, aber auch musikalische Bedeutung der Begegnung. Für das Zustandekommen dieser Feier seien viele Aspekte ineinander geflossen, erklärte Kardinal Nichols. Einerseits sei es der 500-Jahrfeier der Reformation geschuldet, aber auch dem Wunsch, der Musik einen würdigen Rahmen zu geben. Und nicht zuletzt sei die Vesper Dank der guten Beziehungen zum anglikanischen Bischof von London, Richard Chartres, der gleichzeitig Dekan der Kapelle ist, zustande gekommen. In der Tat könne uns gerade die Musik dabei helfen, so zeigt sich der Kardinal im Gespräch überzeugt, „auch unsere Wurzeln und unser gemeinsames Erbe wieder zu finden, was so wichtig ist“:

„Es wird eine normale Vesperfeier sein, wie wir sie in der Kathedrale stets feiern. Die Musik aber ist ausgewählt worden, um historisch in die Chapel Royal [sic] zu passen. Und das ist sicherlich einer der bedeutendsten Aspekte. Die Musik ist hauptsächlich von Thomas Thallis und von William Byrd. Sie sind Komponisten des 15. und 16. Jahrhunderts, Thallis kam zuerst und war dann der Tutor von Byrd, beide haben die Wirren der Reformationszeit ab 1535 und in den folgenden Jahrzehnten erlebt, als die Situation in England im Umbruch war. Heinrichs Ablehnung des Papsttums öffnete Tür und Tor für gewichtige kulturelle Verwerfungen. Die Aufoktroyierung einer komplett anglikanischen Liturgie kam nur schrittweise zustande, und beide Komponisten, sowie die katholische als auch die anglikanische Musik, waren sehr wohl imstande, von Seite zu Seite zu wechseln. Und die Chapel Royal nun fängt dieses Ineinanderfließen sowie die Unsicherheit und Ambiguität dieser Zeit besonders ein.“

Vor der Vesperfeier wird es zu einem Gespräch zwischen den beiden „Schwergewichten“ ihrer jeweiligen Kirchen kommen. Dies sei nun ein Teil des Programms, auf den er sich sehr freue, so der Kardinal:

„Es wird wohl eher eine frei fließende Unterhaltung sein als zwei Vorträge. Ich denke, Richard und ich kommen gut genug miteinander aus, um uns einerseits ein wenig auf die Probe zu stellen, aber wir werden andererseits auch voneinander lernen können. Richard ist ein sehr kenntnisreicher Spezialist, nicht nur was die Geschichte der Kapelle angeht, sondern auch auf vielen anderen Ebenen. Ich denke, er will von mir einiges zum Heiligen John Fisher hören, aber auch, wie Heinrich der aufkommenden Reformation gegenüber stand. Und ich denke auch, dass er von seinem Gesichtspunkt aus auf Heinrichs Festhalten am katholischen Glauben eingehen will, obwohl dieser natürlich das Papsttum abgelehnt hat.“

(rv 08.02.2016 cs)








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