2016-02-05 13:54:00

Papst: „Gott gewinnt“


„Gott gewinnt“: So kommentierte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Frühmesse im Vatikan das Tagesevangelium, das vom gewaltsamen Ende Johannes des Täufers berichtet. Der Vorläufer Jesu sei der Bosheit der Heriodias und der Feigheit des Herodes zum Opfer gefallen – und doch habe Gott dadurch gewonnen. Ein Paradox.

„Johannes der Täufer. ‚Der größte Mensch, der von einer Frau geboren ward‘: Das sagt eine alte christliche Formulierung über Johannes. Aber diese Formulierung kommt nicht von einem Papst, sondern von Jesus selbst: Dieser Mensch ist der größte, geboren von einer Frau. Der größte Heilige: So hat Jesus ihn damals heiliggesprochen. Er landet im Gefängnis, wird enthauptet, und die letzten Worte des Evangelisten Markus darüber klingen resignierend: ‚Die Jünger von Johannes kamen und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.‘ So endete er, ‚der größte Mann, geboren von einer Frau‘. Ein großer Prophet – der letzte der Propheten. Der Einzige, dem es vergönnt war, die Hoffnung Israels zu sehen.“

Papst Franziskus hielt nicht an der Oberfläche des Evangelientextes, sondern versetzte sich in Gedanken in die Zelle des Johannes. Nicht nur wirkliche Ketten hätten diesen in seiner Gefangenschaft beschwert, sondern auch der Zweifel:

„Er hat gelitten im Gefängnis, er hat auch – sagen wir das ruhig – die Folter des Zweifels erlitten: ‚Aber vielleicht lag ich ja falsch? Dieser Messias ist nicht, wie ich ihn mir vorgestellt habe, dabei muss er doch eigentlich der Messias sein…‘ Er sandte seine Jünger zu Jesus, damit sie Jesus fragen: ‚Aber sag, sag die Wahrheit: bist du, der da kommen soll?‘ Der Zweifel schmerzte Johannes. ‚Habe ich falsch gelegen bei der Verkündigung dessen, der es vielleicht doch nicht ist? Habe ich die Menschen getäuscht?‘ Das Leiden, die innere Einsamkeit dieses Mannes… ‚Ich muss abnehmen, aber so abnehmen: die Seele, der Körper – alles.‘“

 „Abnehmen, verkleinern, zurückgehen“, so sei das Leben von Johannes dem Täufer gewesen, wiederholte Franziskus. „Ein Großer, der nicht seine eigene Ehre sucht, sondern die Ehre Gottes“ – das klang an das jesuitische Motto „Ad maiorem dei gloriam“ an. Das Leben des Täufers habe prosaisch geendet, anonym, gewaltsam; doch gerade darin habe er den Weg für Jesus bereitet, der später dann ähnlich gestorben sei.

„Wir werden heute diese Passage aus dem Markus-Evangelium sehr genau lesen. Lesen Sie den Abschnitt im Kapitel vier, um zu sehen, wie Gott gewinnt. Der Stil Gottes ist nicht der Stil der Menschen! Bitte den Herrn um die Gnade der Menschlichkeit, die auch Johannes hatte, und schiebe es nicht auf den Verdienst oder die Ehre von anderen. Und überhaupt, bitten wir um die Gnade, dass wir in unserem Leben Jesus immer größer werden lassen und selbst darin immer geringer werden, bis zum Ende.“

(rv 05.02.2016 pdy)








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