2016-02-03 09:08:00

„Jahr der Orden“ geht mit Papstmesse zu Ende


Mit einer großen Messfeier in Sankt Peter in Rom hat der Papst das „Jahr der Orden“ am Dienstagabend abgeschlossen. In seiner Predigt riet Franziskus Ordensleuten zu immer neuem Staunen: „Wehe, das spirituelle Leben wird zur Gewohnheit!“

Mehr als dreihundert Seiten, eng gedruckt: Soviel braucht das Päpstliche Jahrbuch, um Frauen- und Männerorden sowie ordensähnliche Gemeinschaften aller Art aufzuführen. Entsprechend bunt sah es denn auch im Petersdom aus, als Ordensleute und „gottgeweihte Personen“ überhaupt das Ende ihres Themenjahres mit dem ersten Jesuitenpapst der Geschichte feierten – Kutten hier, Schleier da, Säkularinstitute, geweihte Jungfrauen, Gesellschaften apostolischen Lebens...

Besondere Gäste waren vierhundert Ordensfrauen aus allen Teilen der Welt, die das letzte Jahr hindurch eine Weltgebetskette der Klöster geknüpft hatten. Zusammen mit dem Papst zogen u.a. Schwestern ein, die sich gegen Menschenhandel engagieren und die auf Sizilien für die dort strandenden Flüchtlinge da sind. Eindrucksvoll war der Moment, als die Teilnehmer der Messe im dämmernden Petersdom Kerzen in Händen hielten, eine Erinnerung an die von ihnen abgelegten Gelübde.

„Einmünden ins Meer der Barmherzigkeit“

Weil der 2. Februar erst seit 1997 ein Welttag des Ordenslebens, aber schon seit vielen Jahrhunderten das Fest der Darstellung Jesu im Tempel ist, kreiste die Predigt des Papstes um den entsprechenden Abschnitt im Lukasevangelium; da wird der neugeborene Jesus in den Jerusalemer Tempel gebracht, wo Simeon und Hanna ihn als den Messias erkennen und loben. Eine „einfache, gütige und großartige Begebenheit“ nannte das der Papst. „Jesus ist ein Kind wie viele andere, und doch ist er einzigartig: Er ist der eingeborene Sohn, der für alle auf die Erde gekommen ist. Dieses Kind hat uns die Barmherzigkeit und Zärtlichkeit Gottes gebracht, Jesus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters. Dies ist das Symbol, das uns das Evangelium zum Ende des Jahres der Orden bietet, eines Jahres, das mit viel Enthusiasmus gelebt wurde.“

„Wie ein Fluss“ münde das Ordensjahr nun „in das Meer der Barmherzigkeit“, fuhr der Papst fort. Die im Evangelium geschilderte Szene sei gewissermaßen der „Beginn des geweihten Lebens“: „Die Ordensmänner und –frauen sind vor allem dazu aufgerufen, Menschen der Begegnung zu sein.“ Die Berufung sei „kein Projekt, das vom Schreibtisch aus erdacht wird, sondern eine Gnade“ des Herrn, die auf eine persönliche Begegnung mit ihm zurückgehe. „Wer Jesus wirklich begegnet, kann nicht so bleiben, wie er vorher war. Er ist die Neuigkeit, die alle Dinge neu macht. Wer diese Begegnung lebt, wird zum Zeugen und macht die Begegnung für andere möglich.“

„Die Charismen nicht in einer Flasche versiegeln“

Jesus habe die Menschen „nicht von außen gerettet“, sondern habe unser Leben geteilt. Das sei auch die Aufgabe von Ordensleuten: „ ein konkretes und prophetisches Zeichen dieser Nähe Gottes zu sein, dieses Teilens der Schwäche, der Schuld und der Wunden des Menschen“.  Gottgeweihte Menschen, ja Christen überhaupt sollten ihr „Staunen“ über Gott „immer wieder erneuern“. 

„Wehe, das spirituelle Leben wird zur Gewohnheit, wehe wir machen unsere Charismen zu einer abstrakten Doktrin! Die Charismen der Gründer, wie ich schon oft gesagt habe, sind nicht in einer Flasche zu versiegeln, sie sind keine Museumsstücke! Unsere Gründer sind vom Heiligen Geist bewegt worden und hatten keine Angst davor, sich im Alltagsleben die Hände schmutzig zu machen, sich den Problemen der Leute zu widmen, mutig an die existenziellen und geographischen Peripherien zu gehen.“

Franziskus hielt sich an seinen vorbereiteten Redetext; erst am Schluss der Messfeier äußerte er ein paar spontane Worte. „Jeder von uns hat einen Platz, eine Aufgabe in der Kirche“, sagte er. Und er bat die Ordensleute, „die erste Berufung, den ersten Ruf nicht zu vergessen“. „Hütet diese Erinnerung! Und mit dieser Liebe, mit der ihr einst berufen wurdet, ruft euch der Herr auch heute noch. Lasst die Schönheit, lasst das Staunen dieser ersten Berufung nicht schwächer werden!“

(rv 02.02.2016 sk) 








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