2015-12-20 09:51:00

Heilige Pforte öffnet sich in Bagdad


Mit etwas Verspätung hat sich am Samstagabend auch in Bagdad eine Heilige Pforte geöffnet. Patriarch Louis Sako wünscht sich, dass auch die Christen im Irak (deren Zahl nur noch bei etwa einer halben Million liegt und von denen viele Flüchtlinge sind) am weltweiten Jubeljahr der Barmherzigkeit teilnehmen können. Die Heilige Pforte führt in die Mariä-Schmerzen-Basilika in der irakischen Hauptstadt.

„Eine Heilige Pforte zu öffnen, ist etwas Symbolisches“, erklärt Erzbischof Sako: „Es bedeutet, wegzukommen von dem, was wir hier durchmachen, und auf Erbarmen, Versöhnung, Vergebung zuzugehen. Das ist für uns ein Übergang, fast so etwas wie Ostern. Unsere jetzige Lage ist furchtbar, aber sie ist nicht das Ende der Welt. Auch hinter diesem starken Leiden nehmen wir die Hand Gottes wahr, die uns rettet. Ohne die Schwierigkeiten zu leugnen, sagen wir: Gott ist stärker als sogar der Tod!“

Das klingt natürlich angesichts der Christenverfolgung in Teilen des Irak wie das sprichwörtliche Pfeifen im Wald. Sako weiß das. „Ich hatte so gehofft, dass auch muslimische Führer eine Erklärung abgeben würden, damit das ein Jahr der Barmherzigkeit für alle sein könnte! Denn auch für sie ist Gott ja der Barmherzige. Einige haben diese Botschaft verstanden, aber ich hatte mir viel von den schiitischen und sunnitischen Führern erwartet. Dass sie wie der Papst ein Jahr der Barmherzigkeit und der Versöhnung ausrufen würden, angesichts dieses Krebsgeschwürs von Fundamentalismus und Terrorismus.“

Eine letztlich vergebliche Hoffnung – solche muslimischen Erklärungen hat es nicht gegeben. „Leider nicht! Es gibt eine furchtbare Rache-Mentalität; das tut nicht gut.“ Schon vor einer Woche hatte Patriarch Sako eine Heilige Pforte in Erbil geöffnet, der Hauptstadt des kurdischen Landesteils oben im Nordirak. Hier leben viele der Christen, die vor dem Terror des „Islamischen Staats“ geflohen sind. „Die Christen des Irak sind mutig und hängen an ihrem Glauben! Wir sind wirklich stolz auf unser Volk. In einer einzigen Nacht haben 120.000 Menschen angesichts des Vorrückens des IS um ihres Glaubens willen alles verlassen; sie hätten ja zum Islam übertreten und in ihrer Heimat bleiben können. Aber nicht ein einziger ist geblieben, keiner ist übergetreten. Das ist ein Wunder!“

In dieser Woche will Patriarch Sako ein Camp mit christlichen Flüchtlingen besuchen, um dort die Messe zu feiern. „Es gibt in Bagdad 1.000 Flüchtlingsfamilien. Sie haben da ein Zelt, das als Kapelle eingerichtet ist; da werde ich auch für sie eine Heilige Pforte öffnen und sie alle zum Essen einladen, um ihnen etwas Mut zu geben. Wir haben nichts mehr, wir sind bedrängt, aber nicht erdrückt!“

(rv 20.12.2015 sk)








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