2015-12-15 00:01:00

Paris: Es gibt keinen Plan B


Es gibt keinen Plan B für unser Klima. Das sagt Professor Oliver Ruppel von der Stellenbosch-Universtität in Südafrika. Der Klimagipfel in Paris ist vergangenes Wochenende zu Ende gegangen und 196 Staaten haben sich auf einen Vertrag geeinigt. Als Mitglied im Weltklimarat war auch Ruppel dieses Jahr vom 30. November bis 11. Dezember dabei in Paris. Mit Pia Dyckmans sprach er über die Ergebnisse des Vertrags von Paris:

Oliver Ruppel: „Erfreulicherweise – im Gegensatz zu den Klimaverhandlungen der vergangenen Jahre – ist dieses Jahr auch ein positives Ergebnis dabei erzielt worden: das Paris Agreement. Der Pariser Vertrag, der meines Erachtens ein historisches Klimaabkommen darstellt, was die Welt in eine neue Klimaepoche bringt. Ich habe im Rahmen meiner Tätigkeit beim Klimarat in den vergangen Jahren viel mit klimatisch-wissenschaftlichen Gegebenheiten zu tun gehabt und freue mich daher umso mehr, dass diese Reports, die wir im Klimarat verfasst haben, vielleicht einen kleinen Beitrag leisten konnten, dass man sich in Paris endlich hat einigen können, um eine klimaverträgliche Entwicklung zu erreichen und voran zu treiben und eine Emissions-Minderung sicherzustellen. Natürlich auch um den Klimawandel auf weniger als zwei Grad, im Optimalfall sogar weniger als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.“

Radio Vatikan: Warme Worte oder feste Verpflichtungen: Wie (rechtlich) verbindlich sind die Resultate des Klimagipfels?

Ruppel: „Man muss realistisch sein. Sicherlich sind einige ambitionierte Klimaschützer nicht mit den Verbindlichkeiten der Ziele zufrieden. Dennoch handelt es sich hier um einen völkerrechtlich verbindlichen Klimavertrag, der den globalen Klimaschutz auf eine neue juristische Grundlage stellt und der meines Erachtens – und das ist vielleicht das Wichtigste – belegt, dass die Staatengemeinschaft sich auf eine weltweite Transformation zu einer klimaverträglichen Wirtschaft verständigt hat. Vertraglich wurden auch Fragen nach Anpassungen an den Klimawandel festgehalten, was den Umgang mit Verlusten, Schäden und Folgen der globalen Erwärmung angeht, was Finanzzusagen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar jährlich betrifft. Das sind konkrete Anhaltspunkte. Des Weiteren sind vielseitige Unterstützungsangebote der wohlhabenden Länder an die weniger wohlhabenden Länder verbindlich mitgeteilt worden.“

RV: Nicht nur UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, auch US-Präsident Barak Obama und insbesondere Papst Franziskus haben im Vorfeld betont: „Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann.“ Schaffen wir das mit dem, was in Paris beschlossen wurde?

Ruppel: „Ohne den Pariser Vertrag hätten wir es in jedem Fall nicht schaffen können. Was eine sehr wichtige Nachricht war, war was vom Eifelturm am Freitag ausgestrahlt wurde: Wir haben keinen Plan B, wir müssen jetzt handeln. Insofern hat die Staatengemeinschaft sich zusammengerauft, Differenzen vergangener Jahre überwunden, woran man seit dem Kopenhagener Gipfel 2009 lange nicht mehr geglaubt hat, dass sie überwunden werden. Ich glaube, dass da nicht nur UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon einen ganz besonderen Beitrag dazu geleistet hat, sondern insbesondere Papst Franziskus mit Laudato Si´, die zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist. Ich bin optimistisch, dass wir es mit dem, was in Paris beschlossen wurde, schaffen können. Entscheidend ist allerdings, dass wir uns nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, sondern entscheidend für die Effektivität dieses Abkommens ist, dass die Staaten den Vertrag weiter konkretisieren.“

RV: Im Sommer hat Papst Franziskus seine erste, eigene Enzyklika veröffentlicht: Laudato Si‘ steht ganz im Zeichen der Ökologie. In sehr klaren und verständlichen Sätzen appelliert der Papst an alle - auch an die Verantwortlichen in Paris - den Klimaschutz ernst zu nehmen und den Klimawandel zu verhindern. Die Veröffentlichung der Enzyklika war so gewählt, dass sie auf den Klimagipfel Einfluss nehmen sollte: Hat sie das?

Ruppel: „Persönlich bin ich davon überzeugt, dass Laudato Si´ zum optimalen Zeitpunkt gekommen ist, dass die Nachricht und das Zeichen, die Papst Franziskus damit gesetzt hat – ein Appell an die Staatengemeinschaft – auch angekommen ist. In vielen Gesprächen war die Enzyklika Thema und zwar im Zeichen der Ökologie und zum anderen, dass die Staaten mit mehr Ehrlichkeit und Mut an die Herausforderungen herangehen müssen. Ich denke, dass der Pariser Vertrag ein Zeichen von Ehrlichkeit und Mut und ein Neuanfang ist. Ich führe diesen Erfolg unter anderem auch auf die Enzyklika zurück, die die richtigen Worte gefunden hat.“

(rv 14.12.2015 pdy) 








All the contents on this site are copyrighted ©.