2015-12-14 11:44:00

Papstmesse: Barmherzigkeit Gottes macht uns frei


Die Hoffnung in die Barmherzigkeit Gottes macht den Menschen frei, so der Papst in der Predigt bei der Frühmesse von diesem Montag. In der vatikanischen Casa Santa Marta sagte er, dass jegliche „klerikale Strenge“ die Herzen verschließe und viel Leid zufügen könne.

Gott ist größer als jegliche Sünden der Menschen, so der Papst, der die Erste Lesung aus dem Buch Numeri (Num 24, 2-7.15-17a) zum Anlass nahm, um über die Sünden zu sprechen. Bei dem Bibel-Auszug geht es um den König von Moab, der sich von den näher rückenden Israeliten bedroht fühlte und den Propheten Bileam zu Hilfe rief. Dieser galt als unfehlbar und mächtig. Obwohl Nicht-Israelit, bekannte sich Bileam zu Jahwe, dem Gott Israels. Vom Geist Jahwes getrieben, segnete er Israel, anstatt es zu verfluchen, wie der König von Moab ihm aufgetragen hatte. Und das würdigte auch Papst Franziskus: „Bileam hatte seine Fehler und Schwächen. Jeder von uns hat sie. Wir alle sind Sünder. Aber habt keine Angst, denn Gott ist größer als unsere Sünden.” Bileam hatte den Engel des Herrn auf seinem Lebensweg getroffen und so sein Herz Gott hin geöffnet. „Er hat dann nicht mehr die Seite gewechselt und ist immer für diese Wahrheit eingestanden“, betonte der Papst. Denn diese Wahrheit schenke Hoffnung.

Hoffnung als christliche Tugend

Die Hoffnung sei eine christliche Tugend, die die Gläubigen von Gott erhalten hätten, fuhr Franziskus fort. „Damit können wir weit und über unsere Probleme hinwegsehen, wie beispielsweise über das Leid und über unsere Sünden. Auf diese Weise sehen wir die Schönheit Gottes“, so der Papst wörtlich. Dies sei auch die Botschaft der Kirche: „Wir brauchen Männer und Frauen der Hoffnung! Diese müssen unter uns auch dann sein, wenn wir Probleme und Schwierigkeiten haben. Denn die Hoffnung öffnet uns und macht uns frei!“

Warum tust du das?

„Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben?“. Ausgehend von dieser Frage aus dem Tagesevangelium nach Matthäus (Mt 21, 23-27) ging der Papst auf das Wirken Jesu ein: Die Frage bezieht sich auf das Wirken Jesu überhaupt. Die Vertreter des Tempels empfinden das Vorgehen Jesu als einen Angriff und als ein Gericht (Mt 21,13), und darin irren sie nicht. „Sie haben keinen Horizont, denn sie sind in sich geschlossene Männer, die nur ihre eigene Rechnungen machten. Sie waren Sklaven ihrer eigenen Strenge, doch menschliche Rechnungen verschließen die Herzen und machen uns unfrei; durch die Hoffnung hingegen fühlen wir uns leicht“, so der Papst.

Am schönsten seien für die „Männer und Frauen der Kirche“ die Freiheit, die Großzügigkeit und Hoffnung, so der Papst weiter. Umgekehrt tue jegliche Strenge durch „Männer und Frauen der Kirche“ nur Schlechtes. „In diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit gibt es diese beiden Wege: einerseits hat man die Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes und anderseits weiß man, dass Gott der Vater ist. Und das beinhaltet, dass Gott immer verzeiht und zwar alles. Gott, der Vater, umarmt uns und vergibt uns immer. Wer in seiner eigenen Strenge gefangen bleibt, weiß nichts über die Barmherzigkeit Gottes. Zu Jesu Zeiten waren es Gelehrte, die studiert hatten, doch ihre Wissenschaft hat sie nicht gerettet!“

Anekdote von 1992

Zum Schluss der Messe erzählte der Papst eine Anekdote von 1992. Damals habe er bei einem Gottesdienst für Kranke stundenlang die Beichte von Gläubigen abgenommen. Es kam eine 80jährige Frau zu ihm, die „Augen hatte, die hinüber sahen und voller Hoffnung waren“, so Franziskus. „Ich sagte ihr: Großmutter, Sie kommen zur Beichte? Ich wollte eigentlich weggehen, sagte ich ihr. Sie haben doch keine Sünden mehr, fügte ich an und sie antwortete mir: ,Pater, wir alle haben Sünden‘. Und ich erwiderte ihr, dass der Herr vielleicht nicht alle gleichermaßen vergibt. ,Gott vergibt alles!‘, antwortete sie mir. Und wie wusste sie das? Sie sagte mir hierzu: ,Wenn Gott nicht alles verzeihen würde, dann würde es die Welt gar nicht geben.‘ Erinnern wir uns an diese Lehre der alten Frau. Sie war übrigens eine Portugiesin: Gott vergibt alles, er wartet nur, dass du zu ihm gehst.“

(rv 14.12.2015 mg)








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