2015-11-26 08:39:00

Papst in Nairobi: „Dialog ist kein Luxus!“


Papst Franziskus hat in Kenias Hauptstadt Nairobi die Religionen aufgerufen, gemeinsam gegen Extremismus und Terror vorzugehen. Bei einem Treffen mit Kirchen- und Religionsvertretern sagte er am Donnerstagmorgen, „allzu häufig“ würden junge Leute „im Namen der Religion zu Extremisten gemacht, um Zwietracht und Angst zu säen und um das Gefüge unserer Gesellschaften zu zerstören“.

Wörtlich sagte Franziskus: „Wie wichtig ist es, dass wir als Propheten des Friedens, als Friedenstifter erkannt werden, welche die anderen einladen, in Frieden, Eintracht und gegenseitiger Achtung zu leben! Möge der Allmächtige die Herzen derer anrühren, die diese Gewalt verüben, und unseren Familien und Gemeinschaften seinen Frieden gewähren!“

Ausdrücklich verurteilte der Papst die Terroranschläge, die Kenia in den letzten Jahren erlebt hat, darunter den blutigen Angriff von Shabab-Milizen aus Somalia auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi vom September 2013. Gott sei „ein Gott des Friedens“, so Franziskus. Umso wichtiger sei „das Zusammenwirken der religiösen Leader und ihrer Gemeinschaften“ für das „Gemeinwohl“. „Die Welt erwartet zu Recht, dass in der Bewältigung der vielen Probleme, die die Menschheitsfamilie bewegen, die Gläubigen mit den Menschen guten Willens zusammenarbeiten.“

„Der ökumenische und interreligiöse Dialog ist kein Luxus“, betonte der Papst. „Er ist nicht etwas Zusätzliches oder Optionales, sondern er ist wesentlich, etwas, das unsere durch Konflikte und Spaltungen verletzte Welt immer dringender braucht.“

Drastischere Worte als der Papst fand bei der interreligiösen und ökumenischen Begegnung, wenngleich ohne Begriffe wie „Terror“ oder „Extremismus“ zu erwähnen, der Sprecher der Muslime. Der Präsident des Höchsten Rates der Muslime in Kenia (SUPKEM), Abdulghafur El-Busaidy beklagte, die Welt sei heute geprägt von „rücksichtslosen Kriegen, Gier, Bösartigkeit, Verrat, Selbstverherrlichung, Erpressung“. Ausdruck davon sei „eine Politik ohne Prinzipien, Geschäft ohne Moral, Wohlstand ohne Arbeit, Bildung ohne Charakter, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Genuss ohne Gewissen, Religion ohne Spiritualität und Professionalität ohne professionelle Verantwortung“. Alle Religionsführer hätten demgegenüber die Pflicht, Gerechtigkeit, Recht und Liebe zu fördern und zugleich Nein zu sagen zu Hass, Tod und Zerstörung. Ausdrücklich dankte der Muslim-Führer dem Papst für dessen Umwelt-Enzyklika „Laudato si“. Und er zitierte „den weltweit geschätzten deutschen Philosophen Hans Küng“ mit einem seiner berühmtesten Sätze: „Kein Frieden unter den Nationen ohne Friede unter den Religionen.“

Die Einladung von Papst Franziskus zum Dialog trifft bei gemäßigten Muslimen auf Zustimmung. Der Vorsitzende des „Rats kenianischer Muslime", Abdul Gafur, sagte beim interreligiösen Treffen in der Hauptstadt Nairobi in Anwesenheit von Franziskus, religiöse Führer hätten die Pflicht, „Liebe und Glauben zu fördern" sowie "Nein zu Straflosigkeit, Ungerechtigkeit, Gier und Böswilligkeit zu sagen". Die katholische Kirche erfülle ihre Vorbildrolle in Kenia, so der Ratsvorsitzende. Sie setze sich aktiv für den Frieden ein und leiste entscheidende Unterstützung für den Bildungssektor. Der Sprecher einer weiteren islamischen Vereinigung, der Kokni Muslim Association, betonte ebenfalls das gemeinsame Handeln von Christen und Muslimen: „Nur vereint können wir der Bedrohung Herr werden, die auf uns allen lastet, Muslimen wie Christen“, wird der Sprecher bei „misna“ zitiert. Terrorismus sei „inakzeptabel für Muslime wie für alle anderen Menschen“. 

(rv/kna/misna 26.11.2015 sk/gs)








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