2015-11-15 15:30:00

Papst: Katholiken und Protestanten müssen einander vergeben!


Papst Franziskus hat am Sonntag die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom besucht. Vor der Christuskirche der mehrheitlich deutschsprachigen Pfarrei wurde er von Pfarrer Jens-Martin Kruse begrüßt. Im Laufe der Begegnung wurde mehrfach für die Opfer der Terroranschläge in Paris gebetet.

Seine vorbereitete Ansprache legte der Papst zur Seite und sprach frei. Er beklagte in seiner Meditation über Johannes 25 die Verfolgungen zwischen den Konfessionen: „Wir müssen einander vergeben für diesen Skandal der Trennung!“ Die Wahl, vor der die Christen aller Konfessionen stehen sei dieselbe: Beim jüngsten Gericht werde der Herr nicht fragen, ob jemand zur Messe gegangen sei oder eine gute Katechese gehalten habe, sondern ob er gedient habe.  Zwar betonten einige die dogmatischen Unterschiede zwischen den Konfessionen; doch sei nun die Stunde der „versöhnten Verschiedenheit“ gekommen – einer Versöhnung im Herrn, der gekommen sein zu dienen und nicht, sich dienen zu lassen. 

Franziskus beantwortete zu Beginn auch einige Fragen von Pfarreimitgliedern, darunter auch diejenige nach der Teilnahme am Abendmahl der anderen Konfession in konfessionsverbindenden Ehen. Der Papst riet den Betreffenden, zu prüfen, wie das Abendmahl für sie persönlich eine Stärkung auf dem gemeinsamen Glaubensweg sein könne. „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter“, sagte er. Die gemeinsame Basis sei die eine Taufe. Mit Blick auf die Flüchtlingsproblematik beklagte der Papst die Mauern, die die Menschen voneinander trennen und lobte das Engagement  der Gemeinde. Dem neunjährigen Julius antwortete Franziskus, was ihm am besten am Papstsein gefalle: Das Seelsoger-Sein. Verwaltung und Repräsentation würden ihm weniger Freude machen, auch wenn sie wichtig seien, sondern die Begegnung mit Menschen, vor allem mit Kindern und Gefangenen.

Das Gastgeschenk des Papstes hatte einen hohen symbolischen Wert: Ein Kelch – Hinweis auf die Abendmahlsgemeinschaft, die noch nicht erreicht ist. Seinerseits bekam der Papst von der lutherischen Gemeinde einen Adventskranz geschenkt.

Es war Franziskus' erster Besuch bei Lutheranern. Sein Vorgänger Benedikt XVI. war in der Gemeinde 2010 zu Gast, Johannes Paul II. anlässlich des 500. Geburtsjahrs Martin Luthers 1983. Am Sonntagmorgen hatte er als Tweet verbreitet: „Es ist eine Freude, heute zusammen mit den evangelischen Geschwistern in Rom zu beten.“

(rv 15.11.2015 mc)








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