2015-11-09 15:16:00

D: Kölner Kardinal für Familiennachzug für Syrienflüchtlinge


Kardinal Rainer Maria Woelki sagt ein entschiedenes „Ja“ zum Familiennachzug für syrische Flüchtlinge. Die Diskussion um die Begrenzung dieses Rechtes sei „kaum nachvollziehbar“, sagte der Kölner Erzbischof beim Besuch einer von der Caritas betreuten Flüchtlingsunterkunft in Köln. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio betonte Kardinal Woelki, dass eine Begrenzung des Familiennachzugs dazu führen würde, dass Frauen und Kinder wahrscheinlich gezwungen wären, die gefährliche Reise über das Mittelmeer zu wagen, um ihre Ehemänner und Väter wiederzutreffen. Die Leidtragenden seien hier die Schwachen, die sich nicht gegen die Gewalt in Syrien und im Nordirak zur Wehr setzen könnten, so Woelki.

Die Kirche setze sich für den Schutz von Ehe und Familie ein, wozu selbstverständlich auch die Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien zähle. „Ich würde mir hier wirklich eine andere Lösung wünschen, die den Werten unserer Gesellschaft und Europas entspricht, und wo wir den Menschen hier Aufnahme gewähren können“, sagte der Kardinal.

Kardinal kritisiert Streit in der Flüchtlingspolitik

Woelki kritisierte das „zum Teil unwürdige Gezänk“ der Politik um „den sogenannten Asylkompromiss“. Deutliche Kritik übte der Erzbischof an Bayerns Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer, weil dieser sich „gerühmt“ habe, an den „schärfsten Regeln“ zur Begrenzung von Flüchtlingszahlen mitgewirkt zu haben. Solche Äußerungen „stimmen mich mehr als nachdenklich, denn wir müssen die Würde jedes einzelnen Menschen auf der Flucht achten“, so der Kardinal. Statt Jubel über begrenzte Flüchtlingszahlen seien jetzt vorausschauende Entscheidungen von der Politik für die Integration von Flüchtlingen erforderlich.

Kooperation mit staatlichen Stellen besser steuern

„Ich habe in den letzten Wochen schon einige Flüchtlingsheime besucht“, sagte Woelki weiter. „Im Erzbistum Köln arbeiten tausende Menschen als Flüchtlingshelfer ehrenamtlich bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. In der Aktion Neue Nachbarn sind viele Initiativen in den Kirchengemeinden vernetzt. Auf der Internetseite gibt es tolle Beispiele für das Engagement der Helfer. In den Gesprächen mit diesen Menschen habe ich oft die Sorgen und Ängste gehört, mit dem Flüchtlingsstrom überfordert zu sein.“ Es sei richtig, dass wir unsere Hilfe und Unterstützung in Kooperation mit den staatlichen Stellen noch besser steuern müssen, ergänzte der Kardinal.

Erinnerung an Pogromnacht und Mauerfall

Abschließend erinnerte Woelki an den 9. November, an dem 1938 mit den Novemberpogromen die „unglaubliche menschliche Katastrophe“ der Schoah begonnen habe und an dem vor 26 Jahren die innerdeutsche Mauer gefallen sei. Er rief dazu auf, „die Mauern in den Köpfen und Herzen der Menschen“ abzubauen, die Flüchtlinge als Bedrohung sehen

(domradio/kna 09.11.2015 mg)








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