2015-11-06 11:53:00

Papst über Geldsucht: Christen sollen dienen, nicht sich bereichern


Die Kirche ruft zum Dienen auf und nicht zum Sich-Bereichern. Daran erinnert Papst Franziskus kurz nach der Veröffentlichung zweier Skandalbücher, die anhand gestohlener Dokumente und Mitschnitte geheimer Unterredungen einen fragwürdigen Umgang mit Geld im Vatikan aufzeigen. Bischöfe und Priester müssen der Versuchung zu einem Doppelleben widerstehen, predigte der Papst bei seiner Morgenmesse am Freitag in Santa Marta. Denn neben den Dienern gebe es ein zweites Gesicht der Kirche: das der Emporkömmlinge, die am Geld hängen, so Franziskus.

Der Papst berief sich in seiner Predigt auf Paulus, der sich hingegeben habe, um dem Herrn zu dienen. Er kam nach Rom, betrogen von einigen der Seinen und wurde verurteilt. „Woher kam die Größe des Apostels?“, fragte Franziskus. „Sie kam von Jesus Christus.“ Paulus rühmte sich damit, zu dienen, auserwählt zu sein, die Kraft des Heiligen Geistes zu besitzen.“

Paulus war der Diener, der die Botschaft Jesu Christi verkündete. Er habe nie damit aufgehört, um sich den Vorteil eines Postens oder einer Autorität zu verschaffen und bedient zu werden. „Er diente, um zu dienen, nicht um bedient zu werden“, so der Papst und erinnerte an die vielen Diener der Weltkirche von heute.

„Ich sage euch, wie sehr es mich freut und bewegt, wenn zu mir in die Messe Priester kommen und mir sagen: ‚Vater, ich bin gerade hier zu Besuch bei der Familie, ich bin nämlich seit 40 Jahren Missionar im Amazonasgebiet‘. Oder wenn mir eine Ordensfrau sagt: ‚Ich arbeite seit 30 Jahren in einem Krankenhaus in Afrika‘. Oder wenn ich eine Schwester treffe, die seit 30, 40 Jahren mit Behinderten arbeitet, immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Das bedeutet Dienen, das ist die Freude der Kirche: Hinausgehen und sein Leben teilen.“

Im Evangelium treten aber auch Diener der anderen Art auf, solche, die sich selbst bedienten, statt den Anderen zu dienen: die Pharisäer. Sie lebten in ihrer Bequemlichkeit, unehrlich, spazierten auf den Plätzen herum, um sich den anderen zu zeigen. Franziskus:

„Auch in der Kirche gibt es solche Menschen, die sich an der Kirche bedienen, statt an die anderen zu denken: Emporkömmlinge, die am Geld hängen. Wie viele Priester und Bischöfe dieser Art haben wir schon gesehen? Das ist traurig, nicht?“

Es gebe eben diese zwei Arten von Christen, fasste Franziskus zusammen: einerseits jene, die Diener seien, und andererseits jene, die sich bedienten. Jesus zeige uns mit Paulus das Vorbild einer Kirche, die niemals stillsteht, sondern vorangeht. Und das sei der richtige Weg, so Franziskus.

„Wenn die Kirche aber lauwarm ist, verschlossen bleibt und Geschäfte macht, dann kann man nicht sagen, dass dies eine Kirche ist, die dient, sondern eine, die sich bei anderen bedient. Möge der Herr uns die Gnade geben, die er Paulus gegeben hat, diese Ehre, immer weiterzugehen, ohne auf die eigenen Annehmlichkeiten zu achten. Und möge er uns vor der Versuchung zu einem Doppelleben bewahren: sich zu zeigen wie ein Diener, aber sich in Wirklichkeit bei anderen zu bedienen.“

(rv 06.11.2015 cz)








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