2015-10-27 13:33:00

Papst an der Klagemauer - die Kirche hat sich verändert


Nostra Aetate feiert 50-jähriges Jubiläum. Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Erneuerung der interreligiösen Beziehungen der katholischen Kirche ist daher in diesen Tagen Bestandteil einer dreitägigen Konferenz an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Am Mittwoch steht es auch im Zentrum der Generalaudienz mit Papst Franziskus. Salesianer Pater Norbert Hofmann ist innerhalb des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen für den Dialog mit dem Judentum zuständig. Er erklärt im Gespräch mit Pia Dyckmans, warum gerade dieses Dekret so groß gefeiert wird.

Norbert Hofmann: „Nostra Aetate ist 1965 am 28. Oktober verabschiedet worden vom Zweiten Vatikanischen Konzil. Da geht es um die Verhältnisbestimmung der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Da der Dialog in den letzten 50 Jahren zu diesen nichtchristlichen Religionen sehr erfolgreich verlaufen ist, feiert man dieses Dokument. Ich selber bin zuständig für den Dialog mit dem Judentum und da ist in den letzten 50 Jahren sehr viel gewachsen, sehr viel an Freundschaft, gemeinsames Tun, gegenseitiges Verständnis. Wir haben allen Grund zu feiern.“

Radio Vatikan: Wo steht die Kirche momentan im christlich-jüdischen Dialog?

Hofmann: „Der aktuelle Stand lässt sich so beschreiben, dass viele Aktivitäten laufen, weil es eben ein Jubiläumsjahr ist. Kardinal Koch und ich waren in den USA, wir gehen nach Israel, wir waren in Brasilien um 50 Jahre „Nostra Aetate“ zu feiern. Der Dialog mit den Juden läuft gut, da gibt es viel Freundschaft, viele gemeinsame Aktivitäten und viele gemeinsame Ideen.“

Radio Vatikan: Kann man an einem konkreten Beispiel verdeutlichen, was sich in der katholischen Kirche durch das Dekret verändert hat?

Hofmann: „Ein konkretes Beispiel ist, wenn Papst Franziskus an die Klagemauer in Jerusalem geht, dort betet, von der Mauer zurück kommt und seinen jüdischen Freund Abraham Skorka, den Rabbiner aus Buones Aires umarmt und einen Imam aus Buenos Aires. Das ist ein ganz konkretes Beispiel, wie sich Kirche verändert hat nach Nostra Aetate.“

Radio Vatikan: Für den Erzbischof Heiner Koch aus Berlin spielt die Erklärung auch eine wichtige Rolle in der aktuellen Flüchtlingsdebatte. Die ankommenden Andersgläubigen stellten mit ihrem Glauben Fragen an den Glauben deutscher Katholiken. Inwiefern spielt das Dekret für sie eine Rolle in dieser Debatte? Kann es Europa helfen?

Hofmann: „Dieses Dekret ist davon geprägt, dass man die anderen Religionen wert- und hochschätzt. In Nummer zwei von Nostra Aetate steht auch, dass ein „Strahl der Wahrheit auch in anderen Religionen zu finden ist“. Und die gemeinsame Basis ist, dass alle Menschen von Gott erschaffen und geliebt sind, ganz gleich welcher Religion oder Herkunft wir eigentlich sind. Deswegen ist Nostra Aetate auch wichtig in Bezug auf diese Flüchtlingsfrage.“

(rv 27.10.2015 pdy)








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