In Wiener Caritas-Einrichtungen haben Heimkinder und Jugendliche um die Jahre zwischen 1950 und 1980 psychische, physische und auch sexuelle Gewalt erfahren. Das verdeutlicht ein 100-Seiten-Bericht, der am Mittwoch in Wien präsentiert wurde. "Caritas-Einrichtungen gehören in die breite Reihe jener staatlich wie konfessionell betriebenen Fürsorgeanstalten, die in den vergangenen Jahrzehnten systematische und systemimmanente Gewalt aufwiesen,“ beschrieb Caritas-Präsident Michael Landau vor den Journalisten die Erkenntnis der Aufarbeitung, die unter Anleitung externer Experten in dreijähriger Arbeit erstellt worden ist.
"Heimkinder wurden geschlagen, misshandelt, gedemütigt und gequält, die Intims-
und Privatsphäre vorenthalten", fasste die Berichtsautorin Tanja Kraushofer die Ergebnisse
zusammen. Schwere Prügeleien, sexueller Missbrauch und sexuelle Übergriffe sowohl
von Seiten von Mitarbeitern wie auch unter Heimkindern seien durchaus ein geduldeter
Teil des Alltags gewesen.
Öffentlich bat Caritas-Präsident Landau um Entschuldigung für das "furchtbare Leid"
der Betroffenen, für welches es im Grunde keine Entschuldigung gebe. Mit der Aufarbeitung
der "dunklen Kapitel" der eigenen Geschichte wolle die Caritas ihre Verantwortung
wahrnehmen und geschehenes Unrecht ohne Relativierung anerkennen. Konkret habe die
Caritas jenen 48 Betroffenen, die sich bis Juni 2015 bei der Caritas selbst oder bei
der unabhängigen Opferschutzkommission ("Klasnic-Kommission") gemeldet hätten, Therapiekosten
im Ausmaß von je 5.000 bis 25.000 Euro zugesprochen. Caritas-Generalsekretär Klaus
Schwertner ging davon aus, dass sich noch weitere Opfer melden würden.
(kap 21.10.2015 cz)
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