2015-10-07 14:53:00

„Sprache ist das große Thema“


Wie kann die Kirche eine neue Sprache finden, um heutzutage für ihr Ehe- und Familienbild zu werben? Das ist eine der grundlegenden Fragen, über die sich die Väter der römischen Bischofssynode derzeit in kleinen Sprachgruppen die Köpfe zerbrechen. „Von den Herausforderungen haben wir (bei der Synode) letztes Jahr schon gesprochen“, sagte Bischof Piñeiro aus Ayacucho in den Anden, Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz, auf einem Presse-Briefing am Mittwoch. „Jetzt wollen wir auf der Schönheit und auf der göttlichen Berufung für die Eheleute insistieren, und darauf, dass die Kirche ihnen helfen kann. Wir wollen unseren Kirchen Hoffnung machen! Wir wissen, dass es einen heftigen Angriff auf die Institution der Familie gibt. Da wird auf der einen Seite davon geschwärmt, dass die Ehe eine Art Weltkulturerbe sei, und auf der anderen Seite werden in der Gesetzgebung Scheidungen erleichtert und die Tür für Abtreibungen weiter geöffnet. Dem halten wir das Evangelium Jesu entgegen, das für Leben, für Hoffnung, für die Familie eintritt.“

Und das alles, wie gesagt, in einer neuen, möglichst attraktiven Sprache. Erzbischof Charles Joseph Chaput von Philadelphia ließ vor der Presse durchblicken, dass diese neue Sprache eher nicht die des Grundlagendokuments dieser Synode sein könne; dieses Dokument kommt ihm „ein bisschen verzweifelt“ über den Niedergang der katholischen Familienpastoral vor und schildert überdies, so Chaput, die Problemstellungen aus dem Bereich Ehe und Familie zu sehr aus westlicher Perspektive. Hauptsorge: Nicht immer würden wichtige Begriffe in dem Text mit der nötigen Trennschärfe definiert oder eingesetzt. „Da fragen wir uns schon: Was bedeutet dieser Begriff für unsere Leute? Kann er missverstanden werden? Wird er womöglich gegen die Kirche statt für die Kirche eingesetzt werden? Diese Fragen kamen auf. Wir Bischöfe wollen vorsichtig sein mit dem, was wir sagen: Wir wollen nicht verletzen, aber auch die Lehre der Kirche klar darlegen. Sprache ist also das big issue, das große Thema!“

Das sah auch Erzbischof Ulrich von Lille so: „Wir wollen alle, dass unsere Sprache eine ermutigende sei. Eine Sprache, die aufnimmt und die in der Lage ist, aufgenommen zu werden von allen Christen und von der Welt, in der wir leben. Eine Sprache, die für das Leben der Welt reiche Werte vor Augen führt.“ Doch wie kann die Kirche für ihre Lehre zu Ehe und Familie diese neue Sprache finden? Chaputs Antwort: „Ich weiß es nicht. Ich glaube, das gehört zum Prozess. Wir müssen auch erst einmal verstehen, an wen genau wir uns wenden: Ist es der Heilige Vater persönlich, oder die Kirche im allgemeinen? Und dazu kommt: Sprachmuster, die in Westeuropa oder den USA beleidigend klingen, könnten um der Klarheit willen nötig sein in Afrika oder Asien. Klar ist, dass hier ein internationales Treffen der ganzen Kirche stattfinden und sich nicht alles nur um die Sorgen zum Beispiel meines Landes drehen kann. Wenn wir uns tatsächlich an die ganze Kirche wenden, dann ist es wichtig, dass wir mit unserer Sprache auf deren Diversität eingehen.“

Eine Diversität, für die Erzbischof Ulrich von Lille ein Beispiel aus seiner, französischen, Sprachgruppe gab: „Die afrikanischen Kirchen sagen, dass sie zahlenmäßig deutlich wachsen und dass sie kein Problem mit einem Rückgang bei der Zahl von Eheschließungen haben, ganz im Gegenteil! Was ihnen am meisten Probleme schafft, ist das Aufkommen neuer religiöser Bewegungen in Afrika, das die Verkündigung der Frohen Botschaft immer schwieriger macht, und zwar speziell im Bereich Familie und in den afrikanischen Gesellschaften.“

(rv 07.10.2015 sk)








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