2015-10-07 11:27:00

US-Kardinal: Diese Synode ist viel offener


Wenn es um Synoden geht, ist der Washingtoner Kardinal Donald Wuerl ein „alter Hase“. Bereits acht Mal nahm der 74-jährige Kardinal an einer Synode teil, fungierte als Berichterstatter und ist auch jetzt wieder in einer verantwortungsvollen Position, in der von Papst Franziskus berufenen Redaktionsgruppe, die den Schlussbericht der Synode erstellt. Radio Vatikan sprach mit ihm in der Synodenaula:

Zuletzt empfing Kardinal Wuerl Papst Franziskus bei dessen USA-Reise in Washington. Jetzt ist er zu Gast in Rom, gemeinsam mit vier weiteren Kollegen aus den USA: Dem Vorsitzenden der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Joseph Edward Kurtz, dem Vize-Vorsitzenden, Daniel di Nardo, dem Erzbischof von Philadelphia, Charles Joseph Chaput und José Horacio Gómez, Erzbischof von Los Angeles. Auch wenn Franziskus etwa bei seinen Umwelt- und Sozialthemen nicht immer den Zuspruch der US-Kirche und insbesondere der Konservativen erhält, so ist Kardinal Wuerl jedoch für die Gespräche zwischen den Synodenvätern aus aller Welt optimistisch. 13 Sprachgruppen gibt es auf der Synode für die insgesamt 359 Teilnehmer. Sie nahmen bereits am zweiten Synodentag ihre Gespräche auf.

„Ich finde, es läuft sehr gut. In der Aula haben wir sehr gute Diskussionen geführt. Viele der Punkte, die angesprochen wurden, tragen positiv dazu bei, einen besseren Weg zu finden, zu sagen, was wir sagen wollen. Jetzt sind wir in den kleinen Sprachgruppen, wir haben gerade angefangen und fühlen schon eine Solidarität wenn es darum geht, was wir den Menschen sagen wollen und eine Übereinstimmung darüber, was die wichtigsten Punkte sind, die unterstrichen werden müssen.“

Franziskus hat im Vorfeld der Gespräche noch einmal betont, dass eine Synode kein Parlament sei, sondern Handlungsraum des Heiligen Geistes. Sie sei kein Museum sei, das es bloß zu bewahren gelte. Kardinal Wuerl:

„Die Ansprache von Papst Franziskus sollte jeden daran erinnern – auch wenn wir das eigentlich ja wissen – wie die Synode funktioniert und was die Aufgaben der verschiedenen Teilnehmer sind. Das hat er wohl für ein, zwei Teilnehmer gemacht, die anscheinend die historischen Hintergründe vom Ablauf einer Synode nicht kannten.“

Franziskus hatte auch betont, dass die Synode sich nicht nur um die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen drehen dürfe. In den ersten Tagen kamen dann auch die unterschiedlichsten Themen zur Sprache, von Homosexualität, Gender, Familie und Flüchtlinge wurde viel besprochen. Kardinal Wuerl wünscht sich aber gerade beim Thema Ehe neue Impulse von der Synode:

„Ohne dass ich versuchen will, vorauszusehen, was passieren wird, ist es meine Hoffnung, dass aus dieser ganzen Diskussion die Erkenntnis erwächst, dass wir eine sehr klare Grundlage der Lehre von der Anerkennung der Ehe haben. Auf der anderen Seite ist in der Offenbarung von der Gnade Gottes die Rede. Wie gehen wir pastoral auf all die Menschen zu, deren Ehe eben kein Ideal ist und deren Leben mehr die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz zeigen als die Schönheit des Ideals?“

Trotz seiner langen Synodenerfahrung spürt Kardinal Wuerl, dass dieses Mal etwas anders ist. Was ihm Hoffnung mache, sei die Tatsache, dass in die Gesprächskultur tatsächlich Bewegung gekommen sei:

„Die letzten zwei Synoden, also die 2014 und die jetzige sind ganz anders, sie sind viel offener als alle Synoden, an denen ich in der Vergangenheit teilgenommen habe. Die Teilnehmer haben viel mehr Zeit, zu sprechen, die kleinen Sprachgruppen haben viel mehr Zeit. Denn hier tauschen sich die Teilnehmer aus, hier werden Ideen diskutiert und die Menschen nehmen aktiv teil. Das ist eine wunderbare Entwicklung in der Offenheit und Synodalität, von der unser Heiliger Vater spricht.“

(rv 07.10.2015 cz)








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