2015-10-06 15:04:00

Synode: „Es braucht die Offenheit zu lernen“, sagt Kardinal Marx


Eine Synode braucht die Auseinandersetzung. Das sagte Bischof Franz-Josef Bode, einer der Synodenväter aus Deutschland, am ersten Arbeitstag der Versammlung im Vatikan. Dass es bei der Synode zu Ehe und Familie stark voneinander abweichende Meinungen gebe, sei „kein Geheimnis“, so Bode bei einem Pressegespräch, das alle deutschen Teilnehmenden der Synode gemeinsam am Montagabend am Camposanto im Vatikan gaben. Vor allem auch in den Arbeitskreisen kämen die geäußerten Meinungen konstruktiv zur Sprache. Bode verwies auf die deutschsprachige Synoden-Arbeitsgruppe, der neben den aus Deutschland angereisten Teilnehmenden auch die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Walter Kasper angehören. „Da werden wir in interessante Dispute kommen“, so Bode. Es gelte, um Inhalte „auch zu ringen“.

„Synode verlangt von Synodenvätern die Offenheit zu lernen“

Aus Sicht von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, agieren bei der Synode keineswegs zwei schroff voneinander abgesetzte Blöcke. Es sei „mediale Inszenierung zu sagen, hier stehen sich zwei unversöhnliche Lager wie zwei D-Züge gegenüber“, so der Kardinal. Erzbischof Heiner Koch von Berlin ergänzte, „wenn es Gruppen gibt, dann mehr als zwei“. Er setze sehr auf den Gesprächsprozess in den Sprachgruppen, bei denen 13 Sitzungen zu je mindestens zwei Stunden angesetzt seien; Koch, der 2012 an der Synode zur Neuevangelisierung teilgenommen hatte, würdigte den Ausbau dieser Gesprächszeit in den Arbeitsgruppen zu Lasten der Gesprächszeit im Plenum.

Bode, Koch und Marx stimmten darin überein, dass die Synode von den Teilnehmern „Offenheit zu lernen“ verlange. Marx: „Wer in die Synode hineingeht und sagt, wie setze ich meine Position durch, hat nicht verstanden, was eine Synode ist. In einer Synode muss man auch offen sein für neue Formulierungen und neue Wege von allen Seiten und erkennen, was ist uns jetzt aufgegeben, wenn wir zu einem einmütigen Zeugnis kommen wollen. Und darauf vertraue ich, dass das gelingt.“

Marx: Synode muss „zumindest“ auf dem Barmherzigkeits-Niveau des Papstes sein

Inhaltlich müsse die Synode jedenfalls „zumindest auf dem Niveau dessen“ sein, was Papst Franziskus in seinen Predigten und Katechesen zum Umgang mit Paaren und Familien in der Krise gesagt habe, so Kardinal Marx. Mit Blick auf katholische Gläubige, die in einer zivilen Zweitehe leben und nach geltender Lehre das Sakrament der Eucharistie nicht empfangen dürfen, sagte Marx:

„Wir werden weiterarbeiten dafür, dass das was der Papst in seinen Predigten sagt, dass die Menschen das spüren und erleben und erfahren, dass auch dann, wenn ihr Leben nicht so verläuft wie sie es eigentlich wollten und sie nicht ohne neue Schuld in das alte Leben zurück können, dass dann die Kirche ganz zu ihnen steht. Was das im Einzelnen heißt pastoral, darüber wird man reden. Aber es ist sehr schwierig, pastoral Menschen zu vermitteln, ihr gehört ganz zu uns, wenn man sie generell und ohne Unterschied an jedem Tag für schwere Sünder hält.“

Kardinal Marx beklagte, dass es zwischen der Synode 2014 und der jetzt laufenden „zu wenige organisierte wissenschaftliche Diskurse“ gegeben habe. Für eine allfällige weitere zweistufige Synode wäre es empfehlenswert, „dass in der Zwischenzeit von Rom aus, vom Synodensekretariat aus, kontrovers-theologisch zwei, drei größere Kongresse stattfinden, um die verschiedenen Meinungen zu prüfen, die aufgetreten sind.“ Er erwarte sich von Bischöfen, dass sie sich über neuere Entwicklungen in der Theologie jeweils informieren „und nicht nur einfach das wiederholen, was sie immer schon seit dem Studium vorgebracht haben“.

Petra Buch: „Am Ende mehr als Ergebnis als von manchen befürchtet“

Das Ehepaar Aloys und Petra Buch aus dem Bistum Aachen nimmt als eines von 17 eingeladenen Ehepaaren an der Synode teil. Auch die Buchs können der Auseinandersetzung als Arbeitsmittel der Synode viel abgewinnen. Der Papst habe alle Teilnehmenden darum gebeten, „in aller Freiheit und ohne Angst zu reden“, hob Petra Buch hervor. „Wenn das in dieser Weise weitergeht, bin ich sehr optimistisch, dass in diesem offenen Dialog am Ende mehr als Ergebnis stehen wird als von manchen befürchtet.“ Aloys Buch sieht in der leidenschaftlich vorgetragenen Meinung bei der Synode eine Bestätigung dafür, dass „hier Themen unter den Nägeln brennen“, etwa auch die Frage, wie Familie überhaupt noch funktionieren kann unter den heutigen Bedingungen. Es sei „klar, dass Katholiken das im Frieden miteinander, aber doch auch streitig austragen.“

(rv 06.10.2015 gs)








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