2015-10-05 14:39:00

Synode: „In Wirklichkeit sind das alles Hirten“


„Warten wir mal ab – die Synode fängt ja gerade erst an, wir haben also noch keine Antwort auf alle Fragen“: So wehrte der Generalrelator der Synode, der ungarische Kardinal Peter Erdö, auf der ersten großen Pressekonferenz am Montag die Frage eines Journalisten ab. Die Frage drehte sich übrigens – nicht alle wird das überraschen – um die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene, und was die Synode in dieser Hinsicht zu beschließen gedenke.

„Wir fangen gerade an, den Druck der Medien zu spüren“, legte Kardinal André Vingt-Trois von Paris nach; er war der Sitzungspräsident der ersten Vollversammlung. „Aber schon bei der Synode im letzten Jahr und auch im Lauf des ganzen Jahres haben wir diesen Druck sehr gespürt. Uns ist klar, dass einige Fragen vor allem des Zeitgeistes wegen gestellt werden; der Zeitgeist ist allerdings nicht dasselbe wie die Zeichen der Zeit.“ Christus habe empfohlen, die Zeichen der Zeit aufmerksam zu beachten; was hingegen den Zeitgeist angehe, so glaube er – Vingt-Trois – nicht, dass Papst Franziskus diesem huldige. „Ich denke eher: Der Papst ist vollkommen frei.“

Der Pariser Kardinal zeigte sich vor der Presse beeindruckt von der Diversität, die er an diesem Montag in der Synodenaula wahrgenommen habe: „Man könnte denken, dass es schwierig wird, dass so unterschiedliche Leute sich auf etwas einigen, aber ich sah sie alle um den Papst geschart, im Gebet und mit dem Willen, auf den Heiligen Geist zu hören und die Lebenswirklichkeit der Familien genau wahrzunehmen.“

Der Sondersekretär der Synode, Bischof Bruno Forte, bekräftigte, dass der Papst sich von der Synode einen „Stil großer Offenheit“ erwarte. „Wir müssen uns wirklich zum Sprachrohr der Hoffnungen und der Leiden aller Familien der Welt machen, und zwar in tiefer Verantwortung vor Gott und den Menschen. Der Papst spricht von Mut und Demut, und außerdem von vertrauensvollem Gebet: Ich glaube, das sind die Schlüssel dazu, die Synode wirklich fruchtbar zu machen. Die Augen vor nichts verschließen; dem Wirken des Heiligen Geistes gegenüber aufgeschlossen sein. Wir brauchen also einen Stil des Gebets, der Demut gegenüber Gott und des apostolischen Mutes der Welt gegenüber!“

Außerhalb der Synodenaula werde häufig das Bild von zwei Parteien gezeichnet, die sich während der Beratungen gegenüberstünden, ja sogar bekämpften, so Bischof Forte. „Ich würde ehrlich sagen, dass im Innern der Synode der Eindruck ein anderer ist. In Wirklichkeit sind das alles Hirten, Männer des Glaubens, die auf Gott hören und auf die Erwartungen der Menschen. Das eint uns zutiefst.“

Nach der x-ten Frage zu wiederverheirateten Geschiedenen meinte Kardinal Vingt-Trois: „Wenn Sie nach Rom gekommen sind mit der Vorstellung, dass sich hier in den nächsten Tagen die Lehre der Kirche auf spektakuläre Weise ändern wird, dann werden Sie enttäuscht sein.“

(rv 05.10.2015 sk)








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