2015-09-21 09:00:00

Virgen del Cobre: Muttergottes der Freiheit


Freiheit ist etwas ganz Besonderes: Besonders die indigene Bevölkerung Amerikas und die dorthin verbrachten Sklaven wissen davon zu erzählen. Der Kampf um die Freiheit braucht aber immer auch eine Identität und ein besonderes Symbol. 1612 wurde unter wundersamen Umständen eine Figur aufgefunden, die dieses Symbol für Kuba sein sollte: la Virgen de la Caridad del Cobre. Juan und Rodrigo de Hoyos und Juan Moreno – zwei indigene Kubaner und ein Sklave afrikanischer Abstammung – hatten beim Fischen im Wasser die Holzfigur einer Muttergottes gefunden, versehen mit der Aufschrift „Ich bin die Jungfrau der Nächstenliebe“. Die Figur wurde zu einer nahegelegenen Kupfermine gebracht, wodurch sie ihren Beinamen „vom Kupfer, del Cobre“ bekam.

Später wurde dieser Ort dann der Symbolort für die Sklavenbefreiung auf Kuba, auch ein schriftliches Manifest zur Sklavenbefreiung ist mit dem Wallfahrtsort verbunden. Und später wurde die Statuette auch zur Patronin der Befreiung der Insel vom Kolonialismus.

Dass Maria auf diese Weise zum Symbol der Freiheit wurde, war nur möglich, weil sie eine „örtliche“ Figur war. Von Unterdrückten und einem Sklaven gefunden, gehört sie diesen Menschen, die ihre Freiheit erstreiten wollten oder erstritten haben. Sie war nicht aus Europa importiert.

Ganz ähnlich ist es überall auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Die Muttergottes wurde zur Fürsprecherin, wann immer die indigene Bevölkerung und die Sklaven eine solche brauchten. Sie war oft zugänglicher als die ‚offizielle’ Religion, die häufig genug mit den Mächtigen verbunden war. Papst Franziskus wird diesen Wallfahrtsort der Virgen de la Caridad del Cobre besuchen und dort einen Gottesdienst feiern, wie seine beiden Vorgänger auch schon. Er wird der Muttergottes eine goldene Rose schenken - ein Brauch, der weit ins Mittelalter zurückgeht, ein Zeichen der bleibenden Verehrung.

Hemingway und Fidel

Diese Rose (und auch schon eine frühere, die Papst Benedikt vor drei Jahren hier hinterliess) sind aber nicht die einzigen Gaben, die sich in Cobre besichtigen lassen. Papst Johannes Paul II. hatte auf seiner historischen Kubareise 1998 dem Gnadenbild eine Krone geschenkt und symbolisch die Muttergottes zur Nationalheiligen ‚gekrönt’. Auch Ernest Hemingway hat eine Gabe hinterlassen: Er widmete seinen Nobelpreis für Literatur der Muttergottes. Hemingway lebte damals überwiegend auf der Insel, und auch sein durch das Nobelpreiskomitee gewürdigte Werk, ‚Der alte Mann und das Meer’, spielt dort. Seitdem der Preis einmal gestohlen und wiedergebracht wurde, ist das Original der Medaille allerdings sicher verschlossen.

Der Besucher findet in Cobre aber auch zahlreiche Votivgaben an die Muttergottes, unter anderem die einer Mutter, die darum bittet, dass ihre Söhne im Guerillakrieg verschont bleiben mögen. Die Namen der beiden Söhne: Raúl und Fidel Castro.

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord

(rv 22.09.2015 ord)








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