2015-09-21 00:00:00

Vesper mit Ordensleuten: Gott will seine Kirche arm


Die Kirche Kubas ist eine arme Kirche. Mit diesen Worten stellte Kardinal Jaime Ortega, Erzbischof von Havanna, dem Papst in der Kathedrale von Havanna seine Kirche vor. Und eine Ordensfrau berichtete bei der Vesper am Sonntag davon, dass ihr diese Armut Angst gemacht habe, dass sie jetzt aber Gott genau darin gefunden habe. Er habe prophetische Worte gehört, antwortete der Papst, und deswegen wolle er seine vorbereitete Rede nicht halten. Stattdessen sprach er frei: ein Zeichen dafür, wie wichtig ihm das Thema ist.

Die Armut sei die Mauer und die Mutter des Ordenslebens, zitierte der Papst den Ordensgründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola; sie biete Zuflucht und Schutz zugleich. Es war eine dichte Ansprache über das Ordensleben, über Angst und Sicherheit, über Aufbrüche und falschen Halt. Papst Franziskus sprach eindringlich, aber er scherzte auch einige Male. Er sprach sehr engagiert, immer wieder fiel er dabei in seinen Heimatdialekt aus Buenos Aires, das Porteño, und es war ihm anzusehen, wie wichtig ihm dieses Thema eines authentischen Ordens- und Priesterlebens ist.

Ein unbequemes Thema

Es sei unbequem, von Armut zu sprechen, so der Papst zum Auftakt. Und doch müsse man das tun, der „Geist der Weltlichkeit“ wolle davon nämlich nichts wissen. Er griff die biblische Erzählung vom reichen Jüngling auf: Als dieser von Jesus aufgefordert wurde, all sein Hab und Gut zu verkaufen und das Geld den Armen zu geben, habe er Angst vor der Armut gehabt und davor, alles zu verlassen. Reichtum und Wohlstand machen ängstlich, sie lassen uns verarmen, schloss der Papst aus dieser Episode. Es sei der Geist des Verzichts, in dem Jesus zu finden sei. „Großzügige Herzen wie das des Jünglings, die gut begonnen haben und dann Gefallen gefunden haben an der wohlhabenden Weltlichkeit, enden schlimm! Das soll heißen, sie enden in Mittelmäßigkeit. Wir verlieren dadurch das Wichtigste, das wir haben, nämlich das, was uns arm macht im einzigen Reichtum, der etwas wert ist - weil er uns dazu bringt, unsere Sicherheit auf etwas anderes zu setzen.“ Das Evangelium spreche einige Male von dieser Art Armut, zum Beispiel bei den ersten Jüngern, die alles hinter sich ließen, um Jesus nachzufolgen.

Immer wenn eine Ordensgemeinschaft ihr Vertrauen auf Geld setze und beginne, ihre Zukunft abzusichern, dann sende der gute Gott einen schlechten Verwalter, so Franziskus unter dem Gelächter der Anwesenden: „Sie sind der größte Segen Gottes, diese desaströsen Verwalter, denn sie machen frei, sie machen arm!“ Und der Papst fuhr mit ernstem Gesicht fort: „Unsere heilige Mutter Kirche ist arm, Gott will sie arm.“

Seelsorge für den Geringsten

In diesem Sinn sprach Franziskus dann auch über das Thema Seelsorge. Jesus habe von den Kleinsten gesprochen, den Geringsten. Matthäus 25 - eine immer wieder von ihm zitierte Bibelstelle - zeige, dass wir dereinst danach gerichtet und beurteilt würden, was wir den Geringsten unter uns getan hätten. „Es gibt seelsorgliche Dienste, die aus menschlicher Sicht vielleicht zufriedenstellender sind und die auch nicht weltlich oder schlecht sind; aber wenn jemand in den eigenen inneren Peripherien den Kleinsten sucht, den Aufgegeben, den Kranken, den, an den sonst niemand denkt, den Geringsten, und diesem Geringsten dienst, der dient Jesus auf die beste Weise!“

Dort seien die Barmherzigkeit und die Zärtlichkeit Gottes zu finden und weiterzugeben. „Sein Leben zu verbrennen, wie weggeworfen zu sein in den Augen der Welt, das erzählt uns von einer Person. Das spricht von Jesus, der durch die Barmherzigkeit des Vaters zum Nichts geworden ist, zum Niemand! Er hat sich erniedrigt, wie der Philipperbrief sagt. Er hat sich zum Nichts gemacht. Und die Menschen, um die ihr euch kümmert, sind in dieser Hinsicht wie Jesus, nicht weil sie es wollen, sondern weil die Welt sie so behandelt.“ Er dankte ausführlich allen Frauen und Männern, die sich so in Dienst nehmen lassen, vor allem den vielen Ordensfrauen. In ihrer Arbeit an den Vergessenen und Geringen scheine Jesus auf, so Papst Franziskus, hier scheine die Entscheidung für Jesus auf, die Ordensleute und Geistliche träfen. „Danke an euch alle, Ordensmänner und Ordensfrauen, die so etwas tun!“

Habt keine Angst vor der Barmherzigkeit Gottes, rief er abschließend den Anwesenden - speziell den Beichtvätern unter ihnen - zu. Gottes Barmherzigkeit solle buchstäblich aus ihren Händen und Umarmungen fließen. „Gott möge uns Armut und Barmherzigkeit schenken, denn da ist Jesus.“

Besuch bei den Jesuiten

Direkt vor seinem Besuch in der Kathedrale hatte der Papst einen Zwischenstopp an der Pfarreikirche Sagrado Corazon (Herz Jesu) im historischen Zentrum von Havanna eingelegt. Die Pfarrei wird von seinen Mitbrüdern im Jesuitenorden geleitet. Es gehört mittlerweile zu den festen Terminen auf dem Papstkalender, Jesuiten auf der Welt zu besuchen.

(rv 20.09.2015 ord)








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