2015-09-02 10:06:00

Jesuitenflüchtlingsdienst: Legale Fluchtwege und humanitäre Visa


Vor dem Ostbahnhof in Budapest haben am Mittwoch erneut Hunderte Flüchtlinge für ihre Weiterreise nach Deutschland demonstriert. Etwa 2.000 Menschen wollen in die Züge Richtung Deutschland. Nachdem Ungarn am Montag mehrere Tausend Menschen in die Züge Richtung Österreich und Deutschland gelassen hatte, sperrte die Polizei den völlig überfüllten Bahnhof am Dienstag wieder für Flüchtlinge. Das Problem zeigt: Die Flüchtlingsproblematik ist in der Mitte Europas angekommen.

Auf der Suche nach einer europäischen Antwort auf die Notlage der Flüchtlinge hat die EU für 14. September einen Sondergipfel in Brüssel einberufen. Kirchliche Hilfseinrichtungen begrüßen diesen Schritt. Der Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes Europa, Pater Jean-Marie Carrier, sagte unserem Sender:

„Es ist sehr gut, dass dieses Treffen auf europäischer Ebene stattfindet. Denn wir müssen uns als einer Art globaler Regierung der Flüchtlingskrise, um die Menschen in Europa willkommen zu heißen und nicht jeden Staat seiner alleinigen Verantwortung zu überlassen.“

Jetzt liege es an Europa, nicht länger an die Verteidigung der Grenzen zu denken, sondern an die Öffnung von legalen Fluchtwegen, so der Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes. Dem Pater zufolge ist die Kontrolle der Grenze geradezu ein Garant für noch mehr Tote.

„Jeder Staat in Europa, nicht nur einige, sondern alle, sollten humanitäre Visa ausstellen, sodass die Menschen legal nach Europa kommen können und ein Visa beantragen können. Ich denke, das ist ein sehr wichtiger Punkt.“

Derzeit gibt es viele Länder, die nicht auf diesen großen Andrang vorbereitet sind, erklärt der Pater. So hat der Budapester Ostbahnhof Keleti, Ungarns größter Bahnhof, derzeit wegen Überlastung geschlossen. Es brauche jetzt Lösungen für die akute Notsituation, sagte der Pater. Er erhoffe sich von Europa die Erschließung legaler Fluchtwege und die Einführung humanitärere Visa, um Leben zu retten und das Schlepper-Geschäft zu stoppen. 

(rv 01.09.2015 no)

 








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