2015-08-29 11:28:00

Nahost: Gegen jegliche Trennmauern


Während mitten in Europa neue Mauern und Zäune gegen Flüchtlinge aufgestellt werden, gibt es eine Trennwand im Nahen Osten, der den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern weiter anheizt. Im Cremisantal, in der Nähe der Geburtsstätte Jesu in Bethlehem, wurden trotz Protesten die Bauarbeiten der Trennmauer fortgesetzt. Davon betroffen ist auch die Pfarrei in Beit Jala sowie ein Kloster und eine Grundschule. Für den Kustos im Heiligen Land, P. Pierbattista Pizzaballa, handelt es sich bei den Protesten nicht um eine Kundgebung, die Eigeninteressen verteidigt, sondern um „ein Zeichen des Dissens“ gegen den Bau jeglicher Trennmauer, so der Franziskaner im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Als es noch keine Mauer gab, hatten die 58 Familien hier durch eine geordnete Arbeit die Möglichkeit, sich zu ernähren. Nun müssen sie neue Wege finden, um zu überleben“, so Pizzaballa. Auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hatte vor Kurzem die israelische Politik kritisiert, die den Bau der Mauer forciert. „Das hat zu vielen Solidaritätsbekundungen geführt. So hat die US-Bischofskonferenz, aber auch andere, sich zu dem Bau der Mauer geäußert. Doch das allein löst nicht das Problem. Wir hoffen, dass die Bauarbeiten gestoppt werden, auch wenn ich befürchte, dass dies zu spät ist.“

Bereits im Jahr 2004 hatte der Internationale Gerichtshof erklärt, der Bau der Mauer sei völkerrechtswidrig. Seit Jahren kritisieren auch die christlichen Gemeinschaften wie auch der Vatikan der Trennwand, die schon jetzt Bethlehem und weitere Gebiete im Westjordanland von Jerusalem trennt.

Noch im April dieses Jahres war der geplante Verlauf der Mauer auf privatem Land durch das Cremisantal vom Obersten Gerichtshof Israels für unzulässig erklärt worden. Dasselbe Gericht korrigierte sein Urteil jedoch im Juli und gestattete den Mauerbau, mit der Auflage, ein 200 Meter langes Stück rund um die Einrichtungen der Salesianer und Don-Bosco-Schwestern auszusparen. Ein weiterer Entscheid steht jedoch bislang noch aus.

„Es ist wichtig, dass man weiter über das Thema spricht, sonst gewöhnt man sich an die Situation und niemand spricht mehr darüber. Die Menschen hier erleben das mit großer Sorge. Immerhin gibt es ein schönes Zeichen des israelischen Präsidenten, der vor wenigen Tagen den Patriarchen Twal getroffen hat, um u.a. über dieses Thema zu sprechen. Der Präsident hat betont, dass es ihm ein Anliegen ist, dass Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften geben soll.“

Als Reaktion auf den Beginn der Bautätigkeiten feierten die Christen von Beit Jalla vor einer Woche gemeinsam mit katholischen Priestern auf offener Straße die Heilige Messe. Berichten zufolge wurde der Gottesdienst am Morgen des 19. Augusts gestört, ein Priester attackiert und zwei Personen vorläufig festgenommen.

(rv 29.08.2015 mg)








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