2015-08-28 14:37:00

Laudato Si Folge 18: Schöpfungsverantwortung für Mensch und Umwelt


Die Schöpfungsverantwortung spielt bei Papst Franziskus Umweltenzyklika Laudato Si´ eine zentrale Rolle. Der Mensch ist eben nicht nur Herr über Tier und Natur, sondern muss für deren Schutz sorgen. Franziskus spricht hier von einer integralen Ökologie. Marianne Heimbach-Steins vom Institut für christliche Sozialwissenschaft an der Universität Münster erklärte Radio Vatikan, was damit gemeint ist.

Wie die Genesis schreibt, wurde die Erde dem Menschen anvertraut, damit er über sie herrsche. Lange Zeit wurde das auch in der christlichen Tradition sehr einseitig ausgelegt, im Sinne einer Verfügungsgewalt des Menschen über die Natur. Franziskus macht in seinem Lehrschreiben Laudato Si´ deutlich, dass das nicht gemeint sein kann. Sondern dass die Beziehung des Menschen zu den anderen Geschöpfen eine Beziehung der Sorge und der Verantwortung sein muss. Alle Geschöpfe, vom Wurm bis hin zum Menschen, haben ihre Wertigkeit und Würde. Franziskus nennt es die eine Schöpfungsfamilie. Schon der Heilige Franziskus sprach in seinem Sonnengesang von der Schwester Erde und den verschiedenen Geschöpfen als Geschwister. Aus diesem gedanklichen Zusammenhang der Schöpfung als Familie, dass alle Kinder des einen Schöpfervaters sind, entspringt der Gedanke der Verantwortung.

„Also das, was Herrschaftsauftrag meint, ist nicht isoliert als Freibrief zur Ausbeutung zu verstehen und das hat schon damit zu tun, wie Genesis I den Menschen darstellt, als Imago Die, als Bild Gottes, Statue Gottes. Wenn man das nach den heutigen Erkenntnissen der Exegese liest, dann heißt das, dass der Mensch als Stellvertreter Gottes in der Schöpfung installiert ist und in dem Sinn, wie Gott für die Schöpfung gesorgt wissen will für sie sorgen soll. Dann klingt dieses Bild vom Herrschaftsauftrag ganz anders, als wenn man das isoliert als Freibrief zur Ausbeutung liest, wie es eine Zeit lang nicht ohne Zutun auch christlicher Anthropologien, das sagt der Papst ganz deutlich, geschehen und wirksam geworden ist.“

Der Schutz für die Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung sind also ein biblischer Auftrag, an den Franziskus mit seiner Umweltenzyklika erinnern möchte. Wichtig ist ihm dabei aber stets ein ganzheitliches Bild, eine integrale Ökologie.

„Ich finde es weiterführend, dass Papst Franziskus diesen Zusammenhang stark macht und damit einerseits sagt: Wir können uns nicht nur um die menschlichen Belange kümmern, wir müssen die Umweltbelange um ihrer selbst willen achten und schützen. Auf der anderen Seite sagt er Teilen der Umweltbewegung gegenüber kritisch, über allem Einsatz für Umweltschutz, Tierrechte, die Achtung der Integrität der ökologischen Lebensgrundlagen darf man aber auch nicht vergessen, sich für die Integrität des menschlichen Lebens und den Schutz des menschlichen Lebens von Anfang bis Ende einzusetzen. Diesen Zusammenhang macht er stark. Und das versteht er unter integraler Ökologie.“

Diese integrale Ökologie bezieht sich insbesondere auf die arme Bevölkerung. Gemäß dem alten Grundsatz der katholischen Soziallehre betont Franziskus, dass die Güter der Erde für alle da sind. Sie müssten für alle soweit zur Verfügung stehen, wie es zur Existenzsicherung notwendig sei. Den Armen fehle oft das Nötigste an Naturgütern, etwa Wasser, bebaubarer Boden, gute Luft zum Atmen.

„Von diesem Gedanken der Sicherung der persönlichen und kleinräumlichen Lebensgrundlage her scheint mir der Papst dieses Problem angehen zu wollen. Das ist natürlich nicht ganz einfach, auf die Weltwirtschaft zu übertragen. Und seine Idee einer zirkulären Wirtschaft, die sich eher an den Kreisläufen der Natur und der Herausforderung der Wiederverwertung, des sparsamen Umgangs orientiert, scheint mir von diesem Gedanken her ausgerichtet zu sein.“

Im Zentrum steht dabei eine Wirtschaftskritik, die aber keine pauschale ist, wie die Wissenschaftlerin erklärt:

„Das hat Papst Franziskus ja auch schon in Evangelii Gaudium sehr deutlich gemacht, da war die Rede von der Wirtschaft der Ausschließung, von der Wirtschaft, die tötet und es ist keine Generalkritik an jeder Art des Wirtschaftens, so primitiv ist die Kritik nicht. Sondern sie richtet sich eben tatsächlich auf eine Wirtschaft, die nicht unerheblichen Teilen der Wirtschaft die Lebensgrundlagen raubt. Dagegen muss man im Zeichen einer integralen Ökologie vorgehen und die Suche nach Alternativmodellen, die sich in der neuen Enzyklika in der Vorstellung zirkulärer Ökonomie andeuten.“

Papst Franziskus sagt in seiner Enzyklika wie viele Umweltforscher: Es geht nicht um ein immer weiter wachsen, denn wir haben unsere Grenzen erreicht. Somit heißt Schöpfungsverantwortung auch, neue Grenzen zu ziehen:

„Unser Lebensstil, in dem ungefähr 20 Prozent der Menschheit 80 Prozent der Ressourcen verbrauchen, ist nicht globalisierbar. Also müssen einige ihren Lebensstil so ändern, dass sie zurückfahren, dass sie weniger verbrauchen, dass sie sparsamer wirtschaften, dass sie qualitatives Wachstum an die Stelle von quantitativem Wachstum stellen. Damit andere überhaupt das Minimum zum Leben haben. Im Moment haben wir die Situation, dass, selbst wenn in Teilen der Welt die Armut zurückgeht, insgesamt die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Und die Wachstumsdynamiken nur einem kleinen Teil der Menschheit zu Gute kommen. Und das ist ein unerträglicher Zustand.“

(rv 29.08.2015 cz/ms)








All the contents on this site are copyrighted ©.