2015-08-27 14:26:00

Israel: Neue Cremisanmauer ist israelische Vatikan-Bestrafung


Der Mauerbau Israels im Cremisan-Tal bei Beit Jala könnte damit zu tun haben, dass der Heilige Stuhl Palästina gegen den Willen Israels als Staat anerkannt hat: Das hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, im Interview mit der Gemeinschaftsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen angedeutet. Das Oberhaupt der westkirchlichen Katholiken im Heiligen Land bezeichnete die Lage der Christen Israels und des ganzen Nahen Ostens als „Kalvarienberg“. Scharfe Kritik übte er an der weltweiten Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schicksal. Schmerzhaft sei es zu sehen, „wie sich die Situation verschlechtert und die christliche Präsenz hier nicht auf der Tagesordnung der internationalen Politik steht“, so Twal.

Völlig verfehlt sei es, den Mauerbau, den Israel derzeit trotz gegenlautenden Gerichtsurteils begonnen hat, als Sicherheitsmaßnahme zu bezeichnen, betonte Twal. „Es gibt keine Mauer der Sicherheit, sondern diese wurde gemacht, um mehr Land der Palästinenser zu konfiszieren“, so der Patriarch. Schließlich hätten die letzten gewalttätigen Anschläge in Jerusalem innerhalb und nicht außerhalb der Mauer stattgefunden, zudem könne keine Mauer die aus dem Gazastreifen abgefeuerten Hamas-Raketen stoppen. Was die Mauer bewirke, sei vielmehr die Trennung von Familien, von Pfarreien und von einem Land. Dringend nötig sei, dass die internationale Gemeinschaft endlich klar Stellung beziehe und sage: Man könne nicht Mauern auf dem Land anderer Menschen bauen.

Nachdem die Kirche den gerichtlichen Baustopp vor einigen Monaten noch als eigenen Sieg sowie jenen der Demokratie bezeichnet hatte, sei er nun „nicht sicher, ob die neue Entscheidung mit dem Grundlagenvertrag zu tun hat, in dem der Heilige Stuhl Palästina als Staat anerkennt“, bemerkte Twal. Den von Israel kritisierten Vertrag bezeichnete er als „gutes Modell“, von dem die Christen vor Ort - nach erfolgter Ratifizierung - enorm profitieren könnten. Denn er bringe „mehr Bewegungsfreiheit, Erleichterungen für unsere Schulen“ und solche in steuerlicher Hinsicht.

Er hoffe zudem auf eine Vorbildwirkung auf Verhandlungen des Vatikans mit anderen arabischen Staaten, in denen ähnliche Vereinbarungen bisher ebenfalls fehlten, so Twal. Ausständig sei auch noch die Ratifizierung des bereits 1993 geschlossenen Agreements zwischen dem Heiligen Stuhl und Israel.

(kap 25.08.2015 mg)








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