2015-08-27 13:38:00

Caritas stockt Hilfe für Flüchtlinge in Serbien auf


In Wien diskutiert an diesem Donnerstag die Euopapolitik - von Merkel, Mogherini und Matteo Renzi bis hin zu den Regierungschefs aus Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro und Serbien - bei der Westbalkan-Konferenz über die wachsende Zahl von Asylwerbern aus der Region. Während tausende von Flüchtlingen derzeit, über die so genannte Balkanroute nach Deutschland und in andere EU-Staaten zu gelangen. Meist sind es Kriegsflüchtlinge aus Syrien. Rund 60 Millionen Menschen sind derzeit weltweit vor Kriegen auf der Flucht. An der serbisch-mazedonischen Grenze kommen täglich über 2.000 Flüchtlinge an – ein Großteil aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Caritas International hat eine langjährige Partnerschaft mit Serbien und will nun aufgrund der aktuellen Notlage 200.000 Euro zusätzlich geben für die Flüchtlingshilfe in Serbien. Radio Vatikan sprach mit dem Caritas International-Referenten für Nothilfe, Tobias Nölke, über die aktuelle Lage in der Region.

Seit rund 10 Tagen ist Tobias Nölke von Caritas International in der Balkanregion unterwegs, aktuell befindet er sich kurz hinter der mazedonischen Grenze auf der serbischen Seite. Hier kommen jeden Tag über 2.000 Menschen Flüchtlinge an. Fast alle, wie er sagt, sind aus Syrien und dem Irak vor den Kriegswirren geflohen und haben nur ein Ziel: Europa.

„Die Menschen haben, sobald sie Mazedonien und auch Serbien erreichen, sie eine Aufenthaltserlaubnis von nur 72 Stunden. Das heißt, sie versuchen auf schnellstem Wege an die andere Grenze zu kommen und durch das Land zu kommen. 90 Prozent der Leute, mit denen ich gesprochen habe, wollen nach Deutschland, einige nach Österreich oder Schweden, Holland und Belgien werden auch genannt. Das sind die Ziele, wo auch schon Freunde und Verwandte sind oder wo man sich ganz einfach eine gute Zukunft erhofft. Aufgrund der hohen Arbeitslosenquote und des geringen Durchschnittseinkommens in Serbien und Mazedonien ist es nicht attraktiv für die Menschen hier zu bleiben.“

Jene, die an den Außengrenzen Europas, also in Serbien und Mazedonien, kommen mit nicht viel mehr als den eigenen Kleidern am Leib und schlafen unter freiem Himmel. Die hygienischen Bedingungen sind entsprechend schlecht. Caritas International versucht, den Flüchtlingen hier ein Stück weit Würde zu geben:

„Gemeinsam haben wir eine professionelle Hauskrankenpflege in Serbien aufgebaut und können jetzt die Hauskrankenschwestern einsetzen, die bei den Flüchtlingen die medizinische Grundversorgung sicherzustellen. Wichtig sind auch Hygieneartikel verschiedenster Art insbesondere für Frauen und Kinder, Windeln. Viele Leute schlafen im Freien, auf dem blanken Boden oder notdürftig auf einem Karton. Wenn man das sieht, dann ist das, ja, eine Notsituation, eine Katastrophensituation. Die Caritas hat Sozialarbeiter, die mit den Kindern, die nach dieser wochen- und monatelangen Flucht total erschöpft sind, sie einfach mal für kurze Zeit rauszuholen und mit ihnen einige Aktivitäten und Spiele zu machen, um sie von dieser tristen und bedrückenden Situation abzulenken.“

Nach den Ausschreitungen an der Grenze zu Mazedonien, bei denen die Polizei Flüchtlinge gewaltsam daran hinderte, die Grenze zu passieren, hat sich die Situation dort nun wieder etwas beruhigt. Die mazedonische Polizei und das Militär lassen jetzt immer Gruppen von Flüchtlingen passieren. Mit dem Bus kommen sie für 10 Euro von der serbischen Grenze nach Griechenland. Gestern gab es allerdings größere Handgreiflichkeiten in Ungarn, weil die ungarischen Behörden die Fingerabdrücke von den Menschen nehmen wollten.

„Das Problem ist einfach: Die Menschen sind total müde, die sind total ausgelaugt, erschöpft. Wenn Sie sich die Leute ansehen, sehen sie regungslose Gesichter. Die sind einfach fertig mit der Welt. Haben viele Nächte nicht geschlafen, notdürftig draußen auf der Erde oder der Parkbank und sind einfach erschöpft mit dem Ziel, jetzt endlich bald in Europa zu sein. Die meisten möchten nach Deutschland, die möchten ja nicht in Ungarn bleiben und wenn jetzt so eine Situation entsteht, dass die ungarischen Behörden die Fingerabdrücke nehmen wollen, dann haben sie natürlich Angst und Panik, weil Ungarn nicht ihre Destination ist. Bei solchen Situationen wie letzte Woche auch an der mazedonischen Grenze, wenn sie dann aufgehalten werden und Angst haben müssen, vielleicht erst mal hier zu stranden und das führt dann zu Spannungen und Handgreiflichkeiten und diesen unschönen Bildern, die wir gesehen haben.“

Neben der Hilfe in den Transitländern am Balkan versucht Caritas natürlich auch in den Herkunftsstaaten der Menschen, wo Krieg und Terror herrscht, zu helfen, etwa in Syrien, Libanon und dem Nordirak. Tobias Nölke ist froh, etwas für die Menschen, die  aus diesen Ländern geflohen sind, tun zu können:

„Die Menschen zeigen hier wirklich eine große Dankbarkeit und wenn man sieht, dass man abgekämpften Familienvätern helfen kann, die mit ihren Kindern in der prallen Sonne stehen, dann ist das schon super. Dass wir ihnen helfen können auf ihrem Weg nach Europa.“

 (rv 27.08.2015 cz)








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