2015-08-15 13:32:00

Laudato Si', Folge 8: Genügsamkeit entwickeln


Bescheidenheit und Genügsamkeit sind Haltungen, die in der Theologie von Papst Franziskus und auch in der Gestaltung seines eigenen persönlichen Alltags sehr wichtig sind. In seiner Enzyklika Laudato Si' kann man dazu zum Beispiel lesen: „Die Genügsamkeit, die unbefangen und bewusst gelebt wird, ist befreiend. Sie bedeutet nicht weniger Leben, sie bedeutet nicht geringere Intensität, sondern ganz das Gegenteil. In Wirklichkeit kosten diejenigen jeden einzelnen Moment mehr aus und erleben ihn besser, die aufhören, auf der ständigen Suche nach dem, was sie nicht haben, hier und da und dort etwas aufzupicken. Sie sind es, die erfahren, was es bedeutet, jeden Menschen und jedes Ding zu würdigen, und die lernen, mit den einfachsten Dingen in Berührung zu kommen und sich daran zu freuen."

Pater Alois Riedlsperger ist wie der Papst Jesuit und lebt in Wien. Er sagt über Genügsamkeit: „In der Genügsamkeit geht es darum: Was entspricht wann mir, uns, wann ist es genug? Und dieses Gespür gilt es zu entwickeln und zu fragen: Was ist wann für wen genug? Denn es gibt Situationen, in denen man mit Recht sagen kann: Es ist einfach genug. Mehr ist nicht gut, im Gegenteil. Es kippt dann in eine Situation, die destruktiv ist." Nicht mehr konstruktiv sei es zum Beispiel, wenn viel mehr produziert wird, als benötigt, wenn Menschen Nahrungsmittel ungenutzt wegwerfen. „Ich muss mich nicht dieser Dynamik ausliefern, immer noch mehr zu konsumieren und zu verbrauchen, sondern ich kann sagen: Es ist genug, und von daher gewinne ich dann von diesem rechten Maße her gesehen.“

Übermaß und fehlende Genügsamkeit, so sagt Pater Riedlsperger, können sich auch in den modernen Krankheiten unserer Zeit äußern: „Ein typisches Phänomen sind Burn-Out-Syndrome, wenn man merkt: Hier wird es dem Menschen zu viel, die schaffen es einfach nicht mehr. Und das bedeutet dann, dass man von solchen Phänomenen eher nachdenklich werden kann und beginnt, sich Grenzen zu setzen.“

Genügsamkeit beginn also im Kleinen, sie ist ein Thema für jeden Menschen. Riedlsperger sieht aber auch gute Möglichkeiten, im gemeinsamen Miteinander Wirtschaft zu gestalten und zu verändern, also „die ganzen Ansätze der Solidarökonomie, wo sich Menschen oder auch kleine Unternehmen zusammenschließen, um eine neue Weise des Produzierens und des Konsumierens zu entwickeln und sich dabei gegenseitig unterstützen.“

Der Jesuitenpater hofft, dass sich durch gute Beispiele die Kultur des Konsums verändern wird: „Wenn die Interessen der Konsumenten sich neu definieren – Ein Beispiel, wo das in bestimmten Bereichen durchaus gelungen ist, ist Fair Trade: Fair Trade war vor Jahren undenkbar, das war eine Sache von einigen wenigen und uninteressant für die Wirtschaft. Inzwischen werden diese Produkte auch in den Supermärkten angeboten. Warum? Weil sie nachgefragt werden. Und weil viele dann sagen: Wir wollen einfach qualitätsvolle Produkte haben.“

Von der Umweltenzyklika Laudato Si‘ würden wichtige Impulse genau in diese Richtung ausgehen: „An der Enzyklika Laudato Si gefällt mir, dass es um eine weltweite, gemeinsame Verständigung geht, anders zu leben in Zukunft. Aber das braucht natürlich Zeit und ist ein mühsamer Prozess und nicht eine Frage der Schuldzuweisung jeweils auf die andere Seite, sondern zu entdecken: Was können wir beitragen, worauf kommt es an, dass wir einen Schritt setzen und so in diese Richtung gehen?“

 

(rv 14.08.2015 mch/ms)

 








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