2015-08-14 11:34:00

Laudato Si', Folge 7: Klimawandel und Gesundheitssystem


Gleich zu Beginn seiner viel beachteten Umweltenzyklika Laudato Si‘ kommt Papst Franziskus auf den Zusammenhang vom Raubbau an der Erde einerseits und Krankheiten andererseits zu sprechen. Die Menschen, so schreibt Papst Franziskus, „vergessen, dass wir selber Erde sind. Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns." 

Gesund zu sein ist nichts Selbstverständliches. Was Gesundheit ist, durch was sie beeinflusst ist und welche Bedeutung ihr im gesellschaftlichen Kontext zukommt, verändert sich. Dies sagt Professor Jürgen Zerth von der Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften in Fürth. Die Bedeutung von Gesundheit steige in allen denkbaren Kontexten: „Im 21. Jahrhundert wird Gesundheit eine der Schlüsselressourcen sein: die persönliche Gesundheit aber auch die Gesundheit im gesellschaftlichen Kontext, die notwendig ist, um teilzuhaben am sozialen Leben, am Wirtschaftsleben."

Im Zusammenhang mit dem weltweiten Klimawandel werden Aspekte von Krankheit und Gesundheit intensiv diskutiert, bestätigt Zerth, der auch Mitglied der bayerischen Bioethik-Kommission ist. Doch wer glaubt, dass die Folgen des Klimawandels auf der Welt eindeutig mit der Häufigkeit von Krankheiten  in Verbindung gebracht werden können, irrt sich, sagt Zerth: „Als Wissenschaftler muss ich sagen: Die Datenlage im Sinne einer Kausalität oder eines zumindest belastbaren statistischen Zusammenhangs ist sehr spärlich."

Der Ökonom Zerth beschäftigt sich erwartungsgemäß besonders mit den ökonomischen Folgen von Umweltzerstörung. Der Weltklimawandel, so berechneten internationale Experten, werde Kosten im dreistelligen Milliardenbereich verursachen. „Dann kann man die interessante Frage stellen: Gibt es einen Anteil, der sich auf Gesundheit bezieht, prozentual zum Beispiel. Und da kann man sagen, dass die Autoren schätzen: Um ein Drittel, vielleicht etwas weniger, vielleicht etwas mehr, werden health related sein, das heißt also dass gesundheitsbezogene Kosten sehr relevant werden."

Umweltfaktoren würden sich insbesondere dann auf das Gesundheitssystem auswirken, wenn weitere Bedingungen hinzukommen. „Es wirkt immer in Kombination mit anderen Faktoren. Der Klimawandel wirkt in Kombination mit der demografischen Veränderung. Der Klimawandel wirkt in Kombination mit der zunehmenden Verstädterung."

Eine Folge von veränderten Umweltbedingungen und der Lebensweise der Menschen könnte sein, dass Krankheiten, die schon fast in Vergessenheit geraten waren, wieder auftauchen. Professor Zerth: „Gewisse Seuchen werden wieder gefährlicher. Kombiniert mit einer verdichteten Bevölkerung steigen solche Gefährdungen. Das hat dann natürlich gesundheitsbezogene Kosten.“

Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass alle diese Veränderungen nur Menschen in Entwicklungsstaaten betreffen würden. Umweltzerstörung und Klimawandel sind auch Themen  für die westliche Welt, für Industrienationen, für Europa. „Wenn sie jetzt einmal etwas sehr platt formuliert an die wachsende Sensitivität in manchen Regionen hinsichtlich von Hautkrebs denken, dann hat das etwas mit den  klimatischen Veränderungen zu tun." Auch deshalb sei jeder einzelne wie auch die gesamte internationale Gemeinschaft aufgefordert, gegen den Klimawandel vorzugehen.

 

(rv 14.08.2015 mch/sen)








All the contents on this site are copyrighted ©.