2015-08-01 14:47:00

Tabgha: Wer als Christ verfolgt wird, sollte als Christ reagieren


Sechs Wochen ist es her, seit das Benediktinerkloster Tabgha in Israel durch ein Feuer schwer beschädigt wurde. Zwei mutmaßliche Täter sind gefasst worden und werden sich vor Gericht verantworten müssen. Pater Nikodemus Schnabel ist Benediktiner in der Dormitio-Abtei in Jerusalem, zu der das erst vor drei Jahren fertig gestellten Kloster am See Genezaret gehört. Langsam kehre wieder Normalität in die Einrichtung ein, es werde aber weiterhin viel Hilfe benötigt, sagte Schnabel im Domradio Köln. „Der Schaden ist über eine Millionen Euro, das heißt, da kommt eine enorme Anstrengung auf uns zu. Natürlich gibt es viele Leute, die schon signalisiert haben, dass sie uns unterstützen. Aber wir brauchen wirklich breite Unterstützung. Es ist ein großes Projekt, das da jetzt ansteht.“

Insgesamt hätten es Begegnungsstätten wie das Kloster Tabgha derzeit nicht leicht, sagt Pater Nikodemus: „Wir haben dieses Jahr sehr wenige Pilger. Der Tourismus ist sehr stark zurückgegangen. Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle; sicher eine grundsätzliche Angst in dieser Region. Stichwort ‚Islamischer Staat’. Viele Leute sagen: ‚Mir ist die ganze Region zu heikel.’ Im Moment ist der Euro sehr schwach gegenüber dem Schekel. Das heißt, eine Reise nach Israel ist nicht mehr so günstig wie vor ein, zwei Jahren. Und natürlich gibt es wahrscheinlich auch diffuse Ängste nach dem Gaza-Krieg. Es kommen insgesamt weniger Pilger. Und davon leben wir sehr stark, dass eben Pilger bei uns einen Espresso trinken oder eine Postkarte kaufen. Diese Kleinigkeiten – das sind unsere Haupteinnahmen. Wir hoffen, dass wir jetzt schrittweise wieder eigene Einnahmen generieren können. Ich sag es so offen: Ohne Spenden schaffen wir es dieses Jahr nicht.“

Bei den beiden mutmaßlichen Brandstiftern soll es sich um extremistische Juden handeln. „Da kann ich ehrlich sagen: Ich bin jetzt Mönch. Meine Aufgabe ist zu beten. Die Aufgabe von Polizei und Justiz ist zu ermitteln; das gerichtlich zu tun, was jetzt dran ist. Wir als Mönche sind gefordert, wenn diese Leute wirklich im Gefängnis landen sollten. Dann sind wir bereit, diese auch im Gefängnis zu besuchen und wirklich Versöhnung anzubieten: In Kontakt kommen, was diese Menschen bewegt, warum sie das tun, warum sie uns Christen so hassen. Ich zitiere gerne meinen Abt: ‚Wenn wir als Christen angegriffen werden, weil wir Christen sind, wollen wir auch reagieren wie Christen.’"

Pater Nikodemus hofft, dass der Brand von Tabgha der Beginn einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Ursachen religiöser Gewalt ist. „Von der Zivilgesellschaft sehe ich schon erste Zeichen, dass es in Gang kommt und dass das jetzt auch überschwappt in die offizielle Politik, dass man sagt: Wir müssen schauen, wie vermitteln wir in den Schulen Umgang mit Minderheiten. Was unterrichten wir über das Christentum, über den Islam, über die anderen Religionen? Dass man auch erlebt, was bedeutet Christsein im Jahre 2015, und was sind wir und was sind wir eben nicht.“

(domradio/rv 1.8.2015 mch)








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