2015-07-30 11:52:00

Vatikan zeigt Ausstellung über Johannes Paul II. und seine Beziehung zum Judentum


Im Jahr 2000 besuchte der damals bereits schwerkranke Johannes Paul II. Jerusalem. An der Klagemauer schob er mit zitternder Hand einen Zettel hinein. Darauf stand eine Bitte um Vergebung für alle Ausbrüche von „Hass, Verfolgung und Vertreibung, ausgelöst durch den Antisemitismus der Christen“. Eine Ausstellung mit dem Titel „Ein Segen füreinander“ im Vatikan widmet sich nun der Beziehung Johannes Pauls II. zum Judentum. Sie war zuvor in verschiedenen US-Großstädten zu sehen und gastiert nun bis 17. September im „Braccio Carlomagno“ am Petersplatz.

Papst Johannes Paul II. hatte Zeit seines Lebens ein ganz persönliches Verhältnis zu den Juden. In seinem Heimatort Wadowice nahe Krakau gab es eine große jüdische Gemeinde; dort herrschte ein Klima gegenseitiger Achtung. Eine besonders enge Freundschaft entwickelte sich zwischen Karol Wojtyla und seinem jüdischen Mitschüler Jerzy Kluger. Sie sollte ein Leben lang halten. Mit Fotos und Reproduktionen der Freundschaft der beiden beginnt auch die Ausstellung. Kurator William Madges spricht mit Radio Vatikan über das Ziel der Schau.

„Die Ausstellung hat mehrere Ziele. Zum einen sollen die Menschen hier etwas über die lebenslangen, konstruktiven Beziehungen Karol Wojtylas zu den Juden lernen. In einem zweiten Bereich wird an den Heiligen Vater erinnert und seine wichtigen Schritte, um das Verhältnis beider Religionsgemeinschaften zu verbessern.“

Die wichtigen Schritte, die Papst Johannes Paul II. für den interreligiösen Dialog unternahm: Als erster Papst besuchte er 1986 die Große Synagoge von Rom – der erste Besuch eines Papstes überhaupt in einem jüdischen Gotteshaus. Des Weiteren setzte er sich für Stabilisierung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel ein, nachdem 1994 diplomatische Beziehungen aufgenommen worden waren. Höhepunkt war seine Reise ins Heilige Land im Jahr 2000, wo er an der Klagemauer auf einem Zettel um Vergebung für die Sünden der Christen gegen die Juden bat. Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo di Segni, findet es wichtig, daran zu erinnern.

„Das Pontifikat von Johannes Paul II. war aus vieler Hinsicht wichtig, nicht zuletzt wegen einer entschiedenen Verbesserung der christlich-jüdischen Beziehungen. Sie wurden bedingt durch seine Gesten und seinen Willen, auf dieses Verhältnis einzuwirken. Deshalb ist es wirklich wichtig, an diesen Aspekt aus seiner Geschichte zu erinnern.“

Entsprechend bekommt das Pontifikat Johannes Pauls II. in der Ausstellung das größte Gewicht. Aber auch die Teilnahme Wojtylas am Zweiten Vatikanischen Konzil wird gezeigt. Das Konzil sollte 1965 mit der Erklärung „Nostra aetate“ das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum und den anderen Religionen neu ordnen. Die Ausstellung würdigt diesen Meilenstein für den interreligiösen Dialog und den Papst, der ihn in die Tat umsetzte.

„Das ist absolut wichtig. Zunächst, weil Papst Johannes Paul II. das längste Pontifikat des 20. Jahrhunderts und eines der längsten in der Kirchengeschichte überhaupt hatte. Außerdem ist hier der Ort, wo das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren stattgefunden hat. Wir denken, dass sein Leben und besonders sein Pontifikat dem Zweiten Vatikanischen Konzil Leben eingehaucht haben.“

Doch die Ausstellung will mehr als nur ein Ort der Erinnerung sein, sondern in die Zukunft weisen. Papst Franziskus hat ebenfalls ein enges Verhältnis zum Judentum, wie Johannes Paul II. hat auch er einen langjährigen jüdischen Freund, den Rabbiner Abraham Skorka, mit dem er erst kürzlich ein Buch über den christlich-jüdischen Dialog schrieb. Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo di Segni, dazu:

„Sicher ist der Dialog auch unter Franziskus stark. Der Dialog geht weiter: Jeder der beiden Päpste hat dabei seinen eigenen Stil, eigene Sensibilitäten, einen eigenen Charakter. Aber sie sind dabei immer positiv.“

(rv/kna 30.07.2015 cz)

 








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