2015-07-30 08:43:00

Ö: Mit dem Koran das Christentum besser verstehen


Kann man beim Studium des Islam etwas über das Christentum lernen? Man kann. Und was genau, das hat die deutsche Koranforscherin Angelika Neuwirth untersucht. Dafür ist sie an diesem Mittwoch mit dem „Theologischen Preis“ der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde der in Berlin lehrenden Wissenschaftlerin in Würdigung ihres theologischen Lebenswerkes am Mittwochabend an der Universität Salzburg überreicht. Durch ihre Arbeit gerade zur Wechselwirkung von Koran und christlicher Spätantike gewinne „die Identität des Christlichen deutlich an Profil“, heißt es in der Begründung der Jury. Unter den bisherigen Preisträgern sind Kardinal Walter Kasper, Kardinal Karl Lehmann sowie die Theologen Johann Baptist Metz und Erich Zenger.

Wie der Obmann der „Salzburger Hochschulwochen“, der Theologe Gregor Maria Hoff, in seinen Begrüßungsworten unterstrich, habe man sich mit der Preisverleihung an Angelika Neuwirth heuer bewusst entschieden, „den Rahmen des Preises so zu justieren, dass die Außenperspektive der Arabistin auch auf die christliche Theologie zurückwirken kann“. Ihre Erkenntnisse könnten „auch christlicher Theologie nicht äußerlich bleiben“, so Hoff. „Die Arbeiten von Frau Neuwirth haben eine enorme Bedeutung für das Verständnis der formativen Phase des Christentums. Die Art und Weise, wie sie aufdecken kann, wie der Koran und damit der entstehende Islam sich auf das Christentum und auf das Judentum bezieht und das Ganze in einem wirklichen Diskurs, in einem Gespräch mit vielen Wechselwirkungen, zeigt gleichzeitig auch, wie man das Christentum verstehen kann und welche Bedeutung es in dieser Phase gehabt hat.“

Plädoyer für „zeitgemäße kritische Koranforschung"

In ihren Dankesworten plädierte Neuwirth für eine „zeitgemäße, auch politikbewusste kritische Koranforschung“. Eine solche Forschung, die sich historischer Methoden ebenso bedient wie literatur- und kulturwissenschaftlicher Methoden, könne ein „ideologisches Korrektiv“ gegen jede theologisch verengende Koran-Lektüre sein, so Neuwirth. Zugleich lasse eine solche historisch-kritische Lesart auch die „hermeneutische Verwandtschaft“ zwischen Islam, Judentum und Christentum in einem neuen Licht erscheinen: „Der Koran ist kein nur-islamischer, und daher erst durch den islamischen Kanon zu filternder Text, sondern ebenso ein integraler Teil unserer - eben nicht nur - jüdisch-christlichen Spätantike“.

(kap 30.07.2015 ord)








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