2015-07-28 07:41:00

Jesuitenpater im Kongo: „Enorme Schwierigkeiten“


Flüchtlingskrisen gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in anderen Erdteilen - und zwar weitaus dramatischere als bei uns. In der Demokratischen Republik Kongo sind wegen bewaffneter Konflikte rund 2,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Viele suchen Schutz in den Nachbarländern Uganda, Ruanda und Burundi. Im Zentrum der Machtkämpfe zwischen einheimischen Gruppen und den Nachbarländern des Kongo stehen die Rohstoffe des Landes. Größter Abnehmer: der Westen, der sie etwa zur Herstellung von Smartphones nutzt. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS engagiert sich in dem zentralafrikanischen Land für jene, die wegen der Kämpfe um die Ressourcen alles verloren haben.

Für sie gibt es nur wenige Flüchtlingslager. Viele der Flüchtlinge in der Demokratischen Republik Kongo werden von der lokalen Bevölkerung aufgenommen. Dabei haben die meisten Gastgeber infolge der jahrelangen Kämpfe selbst wenig zum Leben. Trotz des enormen Reichtums an Bodenschätzen ist die Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo eine der Ärmsten der Welt. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS kümmert sich um die Schwächsten: Senioren, AIDS-Kranke und Waisenkinder, wie der Leiter von JRS-Kongo, Jesuitenpater Martin Bahati, im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt.

„Unsere Arbeit ist in vier Bereiche aufgeteilt. Zunächst bieten wir humanitäre Hilfe an wie die anderen Nichtregierungsorganisationen. Wir verteilen also Essen, finanzielle Hilfen, Kleidung und andere nützliche Dinge. Der nächste Bereich ist die Bildung. Wir bezahlen etwa das Schulgeld der Kinder und der Erwachsenen und bauen Schulen. Des Weiteren bieten unsere Experten eine psychosoziale Begleitung von traumatisierten Menschen an. Zu guter Letzt bietet der Jesuit Refugee Service den Menschen Unterstützung, einen Lebensunterhalt zu verdienen und einen Beruf zu erlernen. Denn früher oder später müssen die Flüchtlinge wieder zurückkehren, wo sie hergekommen sind. Im Exil müssen sie also einen Beruf lernen, der ihnen bei der Rückkehr weiterhilft.“

Ein vernünftiger Beruf – davon träumen die meisten Kongolesen. Denn für viele gibt es nur eine Perspektive: als Schürfer in einer der vielen Koltan- und Kupferminen schuften. Die Mineralien und Metalle gehören zu den Hauptexportgütern des Landes. Abnehmer sind zu einem Großteil die westlichen Industrienationen, die damit ihre Elektrogeräte wie Computer und Smartphones herstellen. Diesen auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden basierenden Rohstoffhandel kritisiert auch Papst Franziskus und fordert einen Paradigmen-Wechsel. Die Verantwortlichen – von den Unternehmen bis hin zum Verbraucher - müssten für Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Zuverlässigkeit einstehen. Denn allzu oft geraten die Leidtragenden dabei in Vergessenheit. Das zeigt sich auch bei den fehlenden Geldern für die Vertriebenen in der Demokratischen Republik Kongo. Pater Martin Bahati:

„Die Schwierigkeiten sind enorm, angefangen bei der Finanzierung. Wir haben nicht genug Geldgeber, wegen der vielen anderen Kriege auf der Welt kommt kein Geld mehr an. Es gibt aber auch nicht genug freiwillige Helfer, die Sicherheitslage ist schlecht, die sozialen Herausforderungen, die schlechten Straßen. Die Herausforderungen sind enorm.“

Immerhin haben die westlichen Länder mittlerweile strengere Regeln auf den Weg gebracht, die den Handel mit den sogenannten Konfliktmineralien erschweren. Seit dem 31. Mai 2014 müssen Unternehmen, die an der US-Börse notiert sind, offenlegen, ob in ihren Produkten „Konfliktmineralien“ aus der Demokratischen Republik Kongo oder aus Nachbarstaaten enthalten sind. Die EU plant zudem eine obligatorische Zertifizierung für Importeure von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold, um sicherzustellen, dass sie keine Menschenrechtsverletzungen in Konfliktgebieten fördern. Nur so lassen sich auch die Kämpfe um die Ressourcen in der Demokratischen Republik Kongo eindämmen. Bis diese Vorstöße Wirkung zeigen, bleiben die Menschen aber auf der Flucht und sind auf Hilfe angewiesen, so Pater Bahati.

„Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, uns materiell zu unterstützen. Aber Sie können auch zu uns vor Ort kommen und Zeit mit uns verbringen. Mit uns arbeiten und uns helfen. Es ist nicht immer einfach, direkt zu helfen. Aber Sie können auch für uns beten.“

(rv 27.07.2015 cz)








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