2015-07-21 12:49:00

USA: Gouverneur von Kalifornien wünscht Laudato si viele Leser


Das Globalthema Umwelt, verhandelt im kleinsten Staat der Welt: Im Vatikan tagten am Dienstag mehrere Dutzend Bürgermeister großer Städte aus allen Erdteilen. Nie zuvor hatte es im Vatikan eine Versammlung von Bürgermeistern gegeben. Am Dienstagabend will Papst Franziskus sie in Audienz empfangen. Einer der Konferenzteilnehmer mit der weitesten Anreise ist der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown. Der Demokrat durchläuft derzeit seine vierte Amtszeit. Er gilt als Pionier im Kampf gegen Klimawandel; wir sprachen mit ihm.

Als auch innenpolitisches Statement ist wohl Jerry Browns Lob für Laudato Si zu lesen. Die jüngst veröffentlichte Umweltenzyklika von Papst Franziskus hatte teils scharfe Kritik von republikanischen Kreisen erfahren. Es sei „nicht hinnehmbar, dass Hunderte Millionen Menschen unter den Folgen des Klimawandels litten“; die Enzyklika stelle einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung dar, so der Gouverneur. „Es ist das erste Mal, dass die Verbindung und wechselseitige Abhängigkeit zwischen Menschen, anderen Arten von Lebewesen und der Natur in dieser Weise herausgestellt wird“; kein anderes Dokument der Kirchengeschichte habe diesen Zusammenhang in dieser Weise dargestellt. Das sei ein „Durchbruch“, kommentierte Brown. Er hoffe, das Papstschreiben werde weit rezipiert.

Im Herzen des markwirtschaftlichen Systems stehe heute „nicht nur die Herstellung von Gütern, sondern auch die Herstellung von Wünschen“. In 130 Jahren habe man es von null auf eine Milliarde Autos gebracht. „Aber unsere materialistische und individualistische Selbstbezogenheit wird auf einer nationalen Ebene umweltschädigend.“ Brown zählt auf: In den USA produziere heute jeder Einwohner 20 Tonnen Treibhausgase. In Indien seien es zwei Tonnen, in China neun. Die erforderliche Energie-Revolution „ist eine bittere Pille“, räumte der Gouverneur von Kalifornien ein. Einige „Markt-Fundamentalisten“ sähen in Papst Franziskus und „in jedem, der im aktuellen US-amerikanischen System Fehler ortet, als Angreifer auf das, was als amerikanische Modernität empfunden wird“.

Auch das reiche Kalifornien hat heute mit einer Reihe von Umweltproblemen zu kämpfen. Die Folgen der Luftverschmutzung konnte seit der Ära von Browns Vorgänger Ronald Reagan bewältigt werden, erklärte der amtierende Gouverneur; heute beziehe Kalifornien ein Viertel seines Stroms aus erneuerbaren Quellen. Brown möchte darüber hinaus eine Halbierung des Benzinverbrauchs in den nächsten 15 Jahren erreichen und sieht sich eigenen Angaben zufolge deshalb scharfer Kritik der Ölkonzerne ausgeliefert.

Papst Franziskus besucht im kommenden September die USA. Beobachter erwarten dabei auch eine Reaktion auf die teils massiven Wortmeldungen zu "Laudato si".

(rv 21.07.2015 gs)








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