2015-07-19 08:00:00

Vor 50 Jahren: In Erinnerung an den Katakombenpakt


Es gehört zu den legendären Geschichten rund um das Zweite Vatikanische Konzil: Vor rund 50 Jahren, am 16. November 1965, nur wenige Wochen vor dem Ende des Konzils, trafen sich Bischöfe in der ‚Unterwelt’, in den Katakomben außerhalb der Stadt Rom um ein Abkommen zu treffen, den berühmt gewordenen „Katakomben-Pakt“. Mit ihrem Namen unterschrieben sie das Motto, dass Papst Johannes XXIII. vorgegeben hatte: „Die Kirche der Armen“. Am Anfang waren es nur fünfzig, später fünfhundert Konzilsbischöfe, die sich darin einer Kirche, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Armen und Bedrängten“ teilt, verschrieben hatten.

Das erinnert ein wenig an Papst Franziskus? Könnte stimmen. Kordula Ackermann, Mitarbeiterin am Institut für Theologie und Politik in Münster, war genau aus diesem Grund mit einer deutschen Delegation in Rom. Sie wollen den Katakomben-Pakt gebührend würdigen und ihn ins Gedächtnis rufen, passend zum 50-jährigen Jubiläum.

„Es ist so, dass dieser Pakt der Bischöfe eine Art Selbstverpflichtung darstellt und dass die Bischöfe gesagt haben, wir können nicht mit leeren Händen aus Rom nach Lateinamerika zurück oder wo auch immer unsere Diözesen sind. Und wir wollen den Aufbruch, den das zweite Vatikanum, symbolisiert, auch in unserem Leben deutlich werden lassen, vielleicht auch in symbolischen Handlungen. Und sie haben sich zu einem möglichst einfachen Leben verpflichtet und dazu, Privilegien soweit es geht abzubauen. Und durch diese Lebenshaltung wollten sie auch die Diözesen beeinflussen und die Initiativen, die es in den Diözesen schon gab, unterstützen.“

Impuls für die Ortskirchen

Die Bischöfe versprachen sich also, nach dem Konzil nach Hause zu kehren und dann etwas Grundsätzliches in ihrem Leben und bei ihrer kirchlichen Tätigkeit zu ändern, nämlich ein einfaches Leben zu führen und der Machtinsignien zu entsagen, sowie einen Pakt mit den Armen zu schließen. Viele von diesen Bischöfen kamen aus Lateinamerika.

„Mit der Zeit ist der Katakomben-Pakt auch in Vergessenheit geraten und viele der Bischöfe hatten dann auch Verbindung zur Befreiungstheologie, was ein kontroverses Thema war in der Kirche und letztlich ist diese Option, bis vielleicht auf Lateinamerika, in vielen Fällen eine marginale Option geblieben und wurde nicht von der großen Kirche geteilt.“

Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit dieser Gruppe war die Entstehung der Basisgemeinden und einer Theologie der Befreiung. Das wichtigste gesamtkirchliche Ergebnis war die lateinamerikanische Bischofsversammlung von Medellin 1968, ein Moment des Aufbruchs für die gesamte Lateinamerikanische Kirche.

„Der Katakombenpakt ist einerseits das Dokument, das existiert. Die Selbstverpflichtung der Bischöfe, die am 16. November 1965 unterzeichnet wurden. Zuerst 40 Bischöfe, bis dann schließlich 500 unterschrieben haben. Ein sehr berühmter Bischof, der daran teilgenommen hatte ist Dom Helder Camara. Er war einer der Hauptinitiatoren des Paktes. Er versuchte auch im großen Konzil aus seiner Erfahrung aus Lateinamerika, die Option für und mit den Armen in die Agenda der Kirche wieder einfließen zu lassen. Er ist auch ein gutes Beispiel für einen Bischof, der so nah wie möglich an den Gläubigen seiner Diözese zu leben und ihre sozialen Probleme auch nachzuvollziehen, Strategien davon her zu entwickeln, wie Kirche handelt sich positioniert und den Glauben lebt.“

In Planung ist nun ein internationales Treffen in Rom zu Ehren dieses Paktes. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet ein Gottesdienst und Festakt in den Katakomben selbst, in Rom. Deutschland, Österreich und Schweiz werden vertreten sein. Eingeladen sind auch Kardinal Peter Turkson und auch auf das Kommen von Papst Franziskus wird gehofft, erklärt Ackermann. Zugesagt hätten bereits wichtige Vertreter der Theologie Lateinamerikas wie Jon Sobrino oder Erwin Kräutler.

„Eine Motivation, Menschen aus dem deutschsprachigen Raum zu mobilisieren und nach Rom zu bringen um den Katakombenpakt zu feiern, ist der Linie von Papst Franziskus auch von unten Unterstützung zu signalisieren. Wir sehen, dass mit dem Papst viele Themen wieder aufgegriffen werden, die glaube ich, immer wieder wichtig geworden sind, auch in der Geschichte der Kirche. Und jetzt ist vielleicht so ein Moment, in dem sich etwas verändern kann. Und das möchten wir unterstützen.“

Die Anmeldungen für die Veranstaltungen laufen bereits online. Die Versammlung zum Katakombenpakt wird maßgeblich von der Projektgruppe „Pro Konzil“ vorbereitet und koordiniert. Ein breiter Trägerkreis aus reformorientierten Basisgruppen, kirchlichen Institutionen, Ordensgemeinschaften, Bildungseinrichtungen etc. im In- und Ausland unterstützt den Aufruf zur Versammlung und/oder trägt die Versammlung auch finanziell mit.

(rv 19.07.2015 no)








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